Das Wesentliche

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wal.li Avatar

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Seit 15 Jahren treffen sie sich jeden ersten Dienstag im Monat. Fünf Freundinnen wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Angefangen hat es mit den gemeinsamen Treffen nach einem Französisch-Kurs. Der ist längst beendet, die Treffen sind geblieben. Doch etwas ist anders. Judiths Ehemann Arne ist an Krebs gestorben und obwohl die Freundinnen Judith unterstützen wo sie können, ist Judith auch nach mehreren Monaten noch in tiefer Trauer. Dennoch soll der jährliche Ausflug der Freundinnen stattfinden, das Ziel wird allerdings ein ganz anderes als geplant. Judith nämlich hat beschlossen, den Pilgerweg ihres Mannes nach Lourdes nachzupilgern. Unversehens finden sich die Frauen in Frankreich wieder und erleben einen Pilgerweg, der sich völlig anders entwickelt als gedacht.

Inzwischen wurde das Buch verfilmt und den Film habe ich bereits gesehen bevor ich das Buch las. Natürlich führt das dazu, dass man Vergleiche anstellt. Davon musste und wollte ich mich lösen, denn es gibt doch Unterschiede, um das Buch unverstellt genießen zu können. Zum Glück ist mir das nach ein paar Kapiteln gelungen und ich habe die leichte aber sehr lebensnahe Lektüre genossen. Da geht es um Freundschaft. Was kann eine Freundschaft aushalten. Jede der Frauen gibt nicht alles von sich preis. Die monatlichen Treffen halten sie zusammen, doch eine allzu große Nähe kommt nicht auf. Dennoch sind die Freundinnen füreinander da. Sie können sich aufeinander verlassen. Und vielleicht wird nicht immer alles erzählt, aber das Vertrauen ist da. Und gerade das Fundament der Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Durch die ungewohnte körperliche Anstrengung des Gehens kommt es zu einigen Temperamentsausbrüchen, die die Freundinnen erkennen lassen, dass da wohl doch einiges unter der Oberfläche lauert. So wird die Pilgerreise für jede einzelne ein Weg der Selbsterkenntnis, ein Weg zu dem inneren Ich. Auch wenn die Erkenntnisse nicht immer erfreulich sind, führen sie doch zur Weiterentwicklung.

Ja, eine leichte Lektüre, die aber durchaus zum Nachdenken anregt. Die Mühen des Gehens, die nur die Konzentration auf das Selbst zulassen. Das sich Stellen den eigenen Abgründen stellen müssen. Doch nicht schwermütig, sondern immer mutig ausschreitend, so wirkt auf mich die Stimmung dieses Buches, das mir etwas Sonne in den trüben Wintertag gebracht hat.