Die Knäckebrotmomente im Leben

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Caroline, Estelle, Judith, Eva und Kiki treffen sich an jedem ersten Dienstag im Monat im Restaurant “Le Jardin” seit sie vor fünfzehn Jahren gemeinsam einen Französischkurs besucht haben. Als sie eines Tages nicht auftauchen, wittert Luc der Restaurantbesitzer Unheil. Judiths Mann Arne ist just an diesem Dienstag seiner schweren Krebserkrankung erlegen. Als die alljährliche Reise des Freundinnen ansteht, will sie deshalb zunächst nicht mit. Bis sie in den Sachen ihres Mannes sein Pilgertagebuch findet. Arne konnte seine Wallfahrt nach Lourdes nicht beenden. Nun will Judith sie zu Ende bringen. Ihre Freundinnen beschließen sie zu begleiten. Nicht ahnend, dass das unschuldige schwarze Notizbuch ein explosives Geheimnis birgt, machen sie sich auf den Weg. Den keine so beenden wird, wie sie ihn begonnen hat.

 

Fünf Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Caroline, kühl, nüchtern, sachlich. Erfolgreiche Anwältin. Estelle, großherzig, mit spitzer Zunge. Reiche Apothekergattin. Eva, Hausfrau und Mutter von vier Kindern. Ehemals eine beginnende Karriere als Ärztin. Kiki, lebenslustig und männermordend. Beruflich wartet sie noch auf den Durchbruch als Designerin.

 

Enid Blyton beschrieb einst die Abenteuer der fünf Freunde. Und abenteuerlich sind die Erlebnisse der Damen aus Köln in jedem Fall. Aber nicht nur das. Monika Peetz setzt auf Überraschungsmomente, Situationskomik und spritzige Dialoge. Aber auch auf lebenskluge Weisheiten und Selbsterkenntnis. Ihre Frauen verändern sich auf ihrem Weg durch die französische Landeinsamkeit. Aber sie verändern auch den Weg. Kurioser wurde eine Pilgerstrecke sicher selten begangen, auch wenn es nur zwischen Buchseiten ist.

 

Estelle mit ihrem Schalenkoffer auf Rollen, die sich eher Blasen an den Händen als an den Füßen läuft. Eva die immer mehrere Kilo Verpflegung im Rucksack mit sich schleppt, bis sie in einer Notsituation das Essen wegwerfen muss und feststellt das es sich ohne den Ballast viel leichter wandert. Caroline die mit ihrem Wanderführer gegen die falschen Richtungsanzeigen in Arnes Tagebuch kämpft und dabei Judith zur Verzweiflung treibt.

 

Das mit dem Tagebuch etwas nicht in Ordnung ist, merkt Caroline mit ihrem analytischen Verstand als erste. Ihre Figur gefiel mir am besten. Sie die nach außen so perfekt wirkt, als könne nichts sie erschüttern, beweist durch ihre Empfindungen das dieser Schein trügt. Nicht umsonst ist sie es, die Judith in der Todesstunde ihres Mannes beisteht. Sie ist die erste, die anbietet die Pilgerreise mitzumachen. Am Ende ist sie auch diejenige, die den schwersten Schlag verkraften muss.

 

Es gibt einige Stellen im Buch, die ich mir gelb markiert habe um sie nach dem Lesen leicht wieder zu finden. Eine davon waren die Knäckebrotmomente, an die Caroline einmal denken muss: “Manchmal hatte sie am Abendbrottisch Knäckebrot gegessen, wenn ihr alles zuviel wurde. Das Geräusch des Brotes, das zwischen den Backenzähnen zermahlt wurde, übertönte das abendliche Gezänk zwischen müden Kindern. Nein sie war nicht perfekt. Sie war nur ein bisschen perfektionistischer als ihre Freundinnen. Und ein bisschen weniger mitteilsam wenn es um die Knäckebrotmomente im Leben ging”.

 

Der Roman “Die Dienstagsfrauen” steckt voller Knäckebrotmomente die man als Leser delikater Geheimnisse gerne aufnimmt. Aber er steckt auch, um bei Brotsorten zu bleiben, voller Weißbrotaugenblicke. Momente die so sensibel auf das Leben an sich und die Befindlichkeiten der Frauen im speziellen eingehen, dass man ganz leise werden möchte. Nur ja kein Geräusch machen, damit einem kein Wort entgeht.