Liebevoll und herrlich normal

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Monika Peetz – Die Dienstagsfrauen

Kiepenheuer & Witsch, 319 Seiten, 8,95 Euro

 

Fünf Kölnerinnen, nach außen hin völlig unterschiedlich in Lebensweise, Einstellung und Charakter lernten sich vor 15 Jahren bei einem Sprachkurs im Institut Francais kennen, aßen im Anschluss an diesen noch gemeinsam im Le Jardin und freundeten sich an. Der Sprachkurs ging, die gemeinsamen Essen blieben. Regelmäßig am ersten Dienstag im Monat deckte Luc, Inhaber des Restaurants, den Kamintisch für sie. Caroline, Judith, Estelle, Kiki und Eva überstanden gemeinsam Höhen und Tiefen, egal ob beruflicher oder privater Natur. Einmal im Jahr steht ein gemeinsamer Kurzurlaub an. Normalerweise ein entspanntes Wellness-Wochenende in einem komfortablen Hotel.

Doch in diesem Jahr ist alles anders. Judith hat das Pilgertagebuch ihres vor einem halben Jahr an Krebs verstorbenen Mannes Arno gefunden. Während verschiedener Jahre bewanderte er etappenweise den Jakobsweg von Köln mit Ziel Lourdes. Kurz vor dessen Erreichen musste er gesundheitsbedingt zurück nach Hause fliegen. Sechs Wochen später war er tot. Judith beschließt, seine Reise zu vollenden, die leeren Seiten seines Tagebuches zu füllen. Ihr Entschluss, nicht mit den Dienstagsfrauen zu verreisen steht fest. Dass ihre Freundinnen sich ihr anschließen, überrascht nicht nur sie. Jede hat für sich wortwörtlich ihr eigenes Päckchen zu tragen. Zehn Tage wandern, in unbequemen Unterkünften zu übernachten, sich auf sich zu besinnen und die anderen neu kennenzulernen, verändert. So manches kommt ans Licht, aber – und hier muss ich ein großes Lob an die Autorin senden – auf „normale“ Weise.

Dieser Roman hat nichts Abgehobenes oder Skurriles. Jede einzelne der fünf Freundinnen ist sympathisch und so normal. Frauen, die man auch gerne in seinem Freundeskreis hätte. Meine Befürchtung, dass die Pilgerreise mit überzogenen Pleiten, Pech und Pannen von statten gehen könnte, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Dass die Geschichte auch ohne großen Schnickschnack kurzweilig, amüsant und mitfühlend ist, ist dem flüssigen, locker, leichten Schreibstil Monika Peetz’s zu verdanken.

Die Dienstagsfrauen kann man unbedenklich seinen Freundinnen schenken, denn sie sind eine Perle inmitten von so manchem reizüberflutetem Buch mit überzeichneten Charakteren in wahnwitzigen Ausnahmesituationen.