Diplomatische Aufgabe

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herr_stiller Avatar

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Friederike Andermann ist Diplomatin in Uruguay. Neuerdings. Erstmal ankommen in Montevideo, der Hauptstadt, dem Finalort der ersten Fußball-Weltmeisterschaft 1930, auf die sie noch immer stolz sind, dort, wo die Südamerikaner zuhause den ersten Titel überhaupt holten.

Kennenlernen mit dem Polizeipräsidenten, Planen der Feier zum Tag der Deutschen Einheit, Besuch einer Universität, Werksführungen, Kultur. Die Agenda gerade mal einer Woche, natürlich unvollständig.

Dann ein Anruf. Eine Mutter vermisst ihre Tochter, Reisejournalistin, eher Insta It-Girl, die seit 24 Stunden nichts auf der Fotoplattform gepostet habe. Sie solle sie finden. Pikant: die Leute sind bekannt. Und wenn sie nicht wieder auftaucht, fliegt das Fred um die Ohren.

Und sie selbst? Zwei Fehlgeburten, eine Trennung hat sie hinter sich. Ihre Vertretung hat sich mit Burnout krankschreiben lassen, was (für sie) heißt, dass er sich in seinen subtropischen Garten und seine Kinder kümmern möchte, während sie das Botschaftsgeschäft kümmert.

Lucy Fricke beschreibt den Alltag der Botschafterin enorm dicht, distanziert und doch einfühlend, der Spannungsaufbau ist - obwohl es kein Thriller ist - sehr hoch. Ein Scheitern ist auf dem Klappentext angekündigt, eine Versetzung in die Türkei auch - ob das mit dem Verschwinden der Promi-Tochter zusammenhängt, ist bislang nur eine Vermutung, aber keine unwahrscheinliche.

Ein spannender Einblick in die Diplomatie, in die moderne Welt, in der Frauen wichtige Berufe haben, die lange nur alten weißen Männern vorbehalten waren, in der vieles im steten Wandel ist. Und über die diplomatische Aufgabe, die Fred Andermann bevor steht. Wobei Aufgabe ein zweideutiges Wort ist - vielleicht das passende?