Aktuell und packend

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„Die Erleichterung darüber, dass ihm nichts passiert war, er jetzt nicht im Keller einer Polizeistation saß, spürte ich kaum, stattdessen die quälende Gewissheit, dass sich eine diplomatische Krise auf meine Bettkante gesetzt hatte, die sich so einfach nicht würde vertreiben lassen.“ (Zitat Seite 152, 153)

Inhalt
Die Endvierzigerin Friederike „Fred“ Andermann ist schon beinahe zwanzig Jahre im Amt. Zuvor war sie in Bagdad gewesen, ihr neuer Posten ist Montevideo, wo sie vor sechs Wochen als deutsche Botschafterin eingetroffen ist. Mitten in den Vorbereitungen für den Tag der deutschen Einheit erreicht sie ein Telefonanruf, Elke Büscher, eine bekannte Zeitungsherausgeberin, vermisst ihre Tochter Tamara, die als Reisejournalistin und Instragrammerin in Uruguay unterwegs ist. Reagiert Fred zu langsam? Nach einem „Heimatjahr“ im Kriseninterventionszentrum tritt sie ihren Posten als Konsulin in Istanbul an. Nun, ein weiteres Jahr später, taucht sie tief in die Beziehungen der deutschen und türkischen Geheimdienste ein. Man hat Bariş, den Deutschen mit kurdischen Wurzeln, gewarnt, in die Türkei zu reisen, doch seine Mutter Meral, ebenfalls mit deutschem Pass und bekannt für ihre Aktivitäten für kurdische Künstlerinnen und politisch Verfolgte, wartet im Gefängnis von Istanbul auf ihre Verhandlung. Nun darf auch Bariş Istanbul nicht mehr verlassen und Fred und Christoph, der Leiter der Rechtsabteilung, haben nun insgesamt drei brisante, diplomatisch sehr heikle Probleme: Meral, Bariş und den deutschen Journalisten Daniel, der durch seine Recherchen ebenfalls in den Fokus der türkischen Behörden geraten ist. Was kann die deutsche Diplomatie in Istanbul erreichen?

Thema und Genre
In diesem Roman geht es um Politik, diplomatische Beziehungen, um Demokratie, Freiheit, Recht, Gerechtigkeit und das Gegenteil davon.

Charaktere
Die Diplomatin Fred Andermann ist eine starke Frau, die für ihre Arbeit lebt. Sie hat sich vor vielen Jahren für die diplomatische Laufbahn entschieden, weil sie etwas bewirken wollte, Dinge verändern, zumindest aber sie verstehen. In den Jahren ist sie selbst, wie sie spürt, zu einer „Festung mit Sicherheitsgräben“ geworden, und während sie sich immer öfter fragt, ob sie zu viel gewollt hat, verliert sie den Glauben an die Kraft der Diplomatie.

Handlung und Schreibstil
Die Diplomatin schildert die Ereignisse in Montevideo und Istanbul als Ich-Erzählerin selbst. Dies sorgt für Intensität, durch ihre Gedanken werden die Konflikte mit und durch ihre Position immer offensichtlicher. Die Handlung verläuft chronologisch, ergänzende Details, die Fred als Ich-Erzählerin nicht wissen kann, ergeben sich aus den Dialogen. Interessante Schilderungen der Örtlichkeiten und der politischen Situation ergänzen die spannende Geschichte. Die klare Sprache zwischen humorvoll, einfühlsam und sehr kritisch liest man mit Vergnügen.

Fazit
Eine spannende, auch sprachlich überzeugende Geschichte, die durch die Ereignisse dieser Tage zusätzliche Brisanz erhält.