Außergewöhnlich

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lunama Avatar

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Gerade vor dem aktuellen Hintergrund war ich sehr neugierig auf dieses Buch und habe es mir als Hörbuch geladen, auch weil die Sprecherin Bettina Hoppe so großartig sein soll. Und vorweg kann ich sagen, sie ist es!
Für mich war es ein Vergnügen ihr zuzuhören, leider ist das Hörbuch mit 5 Std und 1 Minute nicht lang. Gerne hätte ich ihr länger zugehört und auch von der Geschichte mehr erfahren.
Allerdings ist es in der Politik und der Diplomatie denke ich nicht unüblich, dass einige Situationen und Fragen einfach nicht beantwortet oder nicht komplett beantwortet werden können, so dass ich die Geschichte auch wieder authentisch fand.

Friederike, genannt Fred, ist deutsche Diplomatin und zu Beginn der Geschichte als Konsulin in Montevideo Uruguay tätig.
Sie ist schon beinahe 20 Jahre im Amt und hadert ein wenig mit ihren Aufgaben. Manche erscheinen ihr sehr banal und dann weiß sie mittlerweile auch um die Grenzen ihrer Arbeit. Fred war mir sehr sympathisch, ziemlich taff und selbstbewusst, humorvoll, aber auch verletzlich und einsam. Ich mochte sie sofort.
Als die Influencerin Tamara von ihrer Mutter, einer einflussreiche Frau, als vermisst gemeldet wird, verlässt sich Fred noch sehr auf die Arbeit der Diplomatie, spürt aber einmal mehr ihre Grenzen.

Sehr interessant fand ich die kleinen Einblicke in die Diplomaten Arbeit, ich hatte da gern noch mehr von erfahren. Im Laufe der Geschichte habe ich manchmal genickt, weil ich vieles schon geahnt habe, aber es tatsächlich noch mal zu lesen oder zu hören ist was anderes. Das hat mir super gefallen!
Die Szenen wechselten mir manchmal etwas zu schnell, manches wurde und konnte nicht ganz geklärt werden. Zunächst war ich auch darüber etwas verwirrt, das hat sich aber dann gegeben.

Fred wird nach Istanbul versetzt und hat nun mit Baris, der seine Mutter Meral, eine deutsch-Kurdin, im Gefängnis besuchen will und aus Deutschland eingereist ist, zu tun. Ohne zu viel verraten zu wollen, fand ich die politischen Entwicklungen, dieses Beugen der Realität bis hin zum absurden hochinteressant und noch mal entlarvend. Die kleinen großen Details über die Türkei, der dortigen Politik und das Leben haben mir super gefallen!

Auch das etwas ungewöhnliche Verhalten von Fred am Schluss konnte ich mir durch ihre Erfahrungen gut erklären und war für mich nachvollziehbar.

In der Geschichte spielt auch Freds Privatleben, das dem Beruf zuliebe in den Hintergrund geraten ist, eine Rolle und man spürt, dass Fred einiges in Frage stellt. Sie trifft erneut auf David, einen Journalisten, den sie schon aus Montevideo kennt und es entwickelt sich eine Affäre, die für mich zunächst sehr heikel war.
Ganz zum Schluss endet das Buch mit einem Ereignis, mit dem es auch angefangen hat, dem 3.Oktober. Nur mit einem kleinen Unterschied. Das fand ich toll.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, für meinen Geschmack etwas zu kurz, auch wenn das wesentliche gesagt wird und auch das was nicht gesagt wird, spricht Bände!

Toll geschrieben und auch gesprochen!