Böse, zynisch, realistisch

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Der Klappentext hatte es mir angetan, ich kannte bisher kein Buch der Autorin, die ersten Zeilen waren gelesen und ich wusste, diese Geschichte ist genau richtig für mich. Fred ist deutsche Diplomatin, stammt aus so genannten 'kleinen Verhältnissen', macht ihren Job und weiß genau, was gemeint ist, wenn etwas unausgesprochen bleibt. Schon auf den ersten Seiten war ich fasziniert von ihr, sie steht mitten im Leben, abgeklärt, ernüchtert, realistisch. Ihr Privatleben existiert im Grunde nicht, sie hat ihrer Mutter gegenüber ein schlechtes Gewissen, sie hofft auf ruhige Tage in Montevideo. Die Arbeit dort wird alles andere als ruhig, wir folgen ihr in eine politisch angespannte Situation, als sie danach ihre neue Stelle in Istanbul antritt. Ihr Auftreten ist weiterhin überzeugend, sie ist lange kein Neuling mehr in ihrem Beruf und kommt gleichwohl an ihre Grenzen. Diplomatie ist nicht immer einfach, sie ist oftmals schwierig, sie strengt an und stößt sogar ab. Die Geschichte ist wunderbar erzählt, ich mochte gar nicht unterbrechen, hatte stets das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Es ist ein umwerfender Roman mit einer großartigen Protagonistin. Mein Favorit bisher in diesem Jahr, den ich nur empfehlen kann.