Deutschland vertreten

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minijane Avatar

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Seit über 20 Jahren arbeitet Friederike (Fred) Andermann als Botschafterin. Sie ist als Vertreterin Deutschlands durch die Welt gereist und hat so manche Krise durchgestanden. Ein vermeintlich ruhiger Posten in Montevideo wird zu ihrer ersten Niederlage, als die Tochter einer bekannten Zeitungsverlegerin entführt wird.
Es folgt die Strafversetzung nach Istanbul und eine neue Herausforderung mit der Verhaftung einer deutsch-kurdischen Künstlerin und deren Sohn. Der ewig gleiche Verhaftungsgrund Terrorismus nur weil man in seiner Jugend mal für Menschenrechte demonstriert hat, klingt bekannt. Da wundert es wenig, dass selbst einer erfahrenen Konsulin wie Fred allmählich der Glauben an die Diplomatie abhanden kommt.

„Die Demokratie ist ein Zug auf den man aufspringt, bis man das Ziel erreicht hat.“ Dieser Satz des türkischen Präsidenten lässt vermuten, dass die Welt nicht schnell genug mitbekommen hat, dass das Ziel bereits erreicht wurde, erkennt Fred ernüchtert.

Teils zynisch, teils bitter und topaktuell lässt Lucy Fricke ihre Protagonistin über die Grenzen der Diplomatie resümieren. Es gibt interessante Einblicke in diese Botschaftsblase und die traurige Wahrheit, dass man leider oft viel zu wenig bewegen kann, insbesondere in den Ländern, wo die Rechtsstaatlichkeit recht zweifelhaft ist. Im Übrigen zeigt die Autorin auch auf, dass man es als Frau in diesem Beruf in patriarchalischen Ländern doppelt schwer hat , ignoriert oder nicht für voll genommen wird.

Als Hörbuch hat mir der Roman sehr gut gefallen, was nicht zuletzt an der perfekten Vertonung lag. Bettina Hoppe’s sehr sachlicher Ton, gewürzt mit viel trockenem Humor, passte einfach perfekt zu der desillusionierten Diplomatin. Ich hätte ihr noch stundenlang zuhören können.