In der Welt zu Hause, nirgends daheim

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sarah_catherine Avatar

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Der Titel verrät es bereits: "Die Diplomatin" handelt von einer Diplomatin. Fred vertritt im Ausland Deutschland und stößt dabei auf verschiedene Art und Weise trotz langjähriger Erfahrung irgendwann an ihre Grenze. Als Diplomatin führt Fred ein von außen betrachtet gutes Leben - sie wohnt in schicken Häusern, hat einen Fahrer und gute Kontakte, die jedoch eher oberflächlicher Natur sind.
Als sie nach Istanbul versetzt wird, gerät sie als Repräsentantin des Staates zwischen die Fronten, als ein junger Mann aus Deutschland, der eigentlich nur seine in der Türkei inhaftierte Mutter besuchen möchte, plötzlich selbst ins Visier der Justiz gerät. Nicht zum ersten Mal spürt Fred, dass die Diplomatie selbst ihre Grenzen hat und nicht immer ausreicht, um wirklich zu helfen.

Lucy Fricke erzählt diese Geschichte eindrucksvoll. Ihre Sprache transportiert die Stimmung und Atmosphäre der jeweiligen Landesstationen so, dass man gefühlt mit Fred im selben Raum sitzt. Ihre eigentliche Gefühlslage wird nicht explizit geschildert, sondern versteckt sich zwischen den Zeilen, was mir sehr gut gefallen hat. Es wäre ein Leichtes gewesen, diese Story plump zu erzählen, aber Lucy Fricke zieht durch ihre Sprache den Leser nicht auf die eine oder die andere Seite, sondern lässt Raum dafür, in sich hineinzuhören und zu schauen, wohin es einen gedanklich treibt.