Mutig und selbstbestimmt

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gerwine ogbuagu Avatar

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Lakonisch erzählt uns „Fred“ wie ihre Freunde sie nennen von ihrem ersten Einsatz als Botschafterin, in einem fernen Land – hier Uruguay.
Lucy Fricke entführt uns in die Welt der Diplomatie, es ist Freds erster Job in ihrer Position als Botschafterin. Gleich zu Anfang ist sie alleingestellt, denn ihre Vertretung, „ihr zweiter Mann“, meldet sich krank. Langsam gewöhnt sie sich an diese deutsche Botschaft. So wie sie dies vorfindet, hat sie sich ihren neuen Arbeitsplatz offensichtlich nicht vorgestellt. Ihr Vorgänger hat sie in keiner Weise vorbereitet auf das, was sie vorfinden wird. Einmal funktioniert der Brunnen im Vorhof nicht und als erste Aufgabe soll sie das Fest für den 3. Oktober, den „Tag der Deutschen Einheit“ ausrichten. Damit wird sie gleich die Bekanntschaft Deutscher im südamerikanischen Ausland machen. Keine leichte Aufgabe, denn diese Deutschen leben mit ihrer Vergangenheit, die sie so frisiert haben, dass sie jüdischer Abstammung sind und niemand ist ein Nazi oder hat solche Vorfahren…
Dann erreicht sie noch ein Anruf einer ihr unbekannten aber wohl prominenten Mutter einer Tochter, die ein Instagram Star ist. Sie reist durch die Welt und postet immer wo sie ist. Doch diesmal nicht. Seit 24 Sunden hat die Mutter nichts gehört.
Nachdem Fred Andermann dieses Abenteuer abgeschlossen hat, findet sie sich wieder in Istanbul. Diesmal nicht als Botschafterin, sondern als Konsulin. Hier warten neue Herausforderungen auf sie, solche, die sich niemand wirklich wünscht. Sie macht Bekanntschaft mit der türkischen Gegenwart in ihren vielen geheimnisvollen und unheimlichen Facetten. Wie sie sich auf diesem komplizierten Pflaster zurechtfindet, ist bewundernswert.
All diese Vorgänge schildert die Autorin ironisch und witzig, ja rasant. Durch die Sätze blitzt das Unbehagen, das sich in der Protagonistin schleichend breit macht. Weil die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird, erleben wir Freds Gedanken und Gefühle sehr intensiv. Es gibt viel zu erleben auf den vor uns liegenden Seiten. Die Geschichte wird in drei Teilen perfekt entwickelt. Sie beginnt und endet an einem 3. Oktober, dem deutschen Unabhängigkeitstag. Allerdings unter völlig verschiedenen Voraussetzungen. Symbolisch weht die deutsche Flagge allein am Ende, denn in Montevideo wehten zwei.