Diplomatische Unterhaltungsliteratur

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gwinnifer Avatar

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„Die Diplomatin“ von Lucy Fricke lässt sich sehr zügig lesen - in nur zwei Stunden war ich durch. Der große Pluspunkt ist dabei nicht nur die geübte Sprache der Autorin, sondern auch die Tatsache, dass es nicht langweilig gewesen ist, sondern mich als Leser beinahe unbemerkt bis zum Ende getragen hat.
Die politischen und diplomatischen Hintergründe sind sehr verständlich für Außenstehende dargestellt. Jemand, der kaum Berührungspunkte mit solchen Themen hat, fühlt sich definitiv nicht überfordert. Immer noch aktuelle Themen werden angerissen, bieten eine Grundlage dafür, sich bei Interesse selbst weiter damit auseinanderzusetzen. Gleichzeitig werden die moralischen Zwickmühlen der Diplomatie gut ausgearbeitet.
Was mir leider nicht gut ausgearbeitet erschien, waren die Figuren selbst. Fred (die Hauptfigur) kam mir austauschbar vor, als Trägermaterial für die Geschichte drum herum. Ja, sie weiß sich zu wehren und trifft Entscheidungen, doch was sie wirklich antreibt und sie so entscheiden lässt, wie sie es tut, das kommt einfach nicht raus. An manchen Stellen erschien mir das Erzählte beinah willkürlich. Im letzten, kurzen Teil des Romans begleiten wir die Hauptfigur noch mit in ihre Heimat und das erschien mir beinahe unnötig, denn die Geschichte war ein paar Seiten vorher bereits auserzählt.