Realismus trifft Diplomatie

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marylovesbooks Avatar

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Ich habe mich schon auf den ersten Seiten in Fred, die Protagonistin in Lucy Frickes neuem Roman, verliebt. Eine wunderbar zynisch, sarkastische und starke Frauenfigur, die nach einem beruflichen Rückschlag und einer Versetzung in die Türkei mit sich und ihrer gesamten Branche hadert und dabei auch nicht zimperlich mit Spitzen gegen die eigenen Kollegen ist.

Wahnsinnig humorvoll und zugleich scharfsinnig beschreibt Fricke das ansonsten oft hinter geschlossenen Türen verbleibende diplomatische Milieu. Gerade auch die aktuellen Bezüge geben dem Buch dabei die nötige Brisanz, die einen als Leser auch immer wieder Bezüge zu anderen Ereignissen der Zeitgeschichte herstellen lässt und somit auch zur kritischen Lektüre anregt.

Ihre große Stärke, die Charakterzeichnung, spielt Fricke auch hier wieder voll aus. Lakonisch und doch einfühlsam beschreibt sie das Dilemma ihrer Protagonistin, sich in ihrer eigentlich doch sehr einflussreichen Position zugleich doch auch irgendwie machtlos zu fühlen - ein Gefühl, bei dem wahrscheinlich viele in der aktuellen Situation mitfühlen können.