Spannende Sichtweise, unterhaltsam erzählt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
lillywunder Avatar

Von

Der Klappentext verspricht einen fulminanten Roman und tatsächlich lesen sich die knapp 250 Seiten quasi in einem Zug weg. Lucy Fricke betritt mit ihrer Protagonistin, der deutschen Botschafterin Fred, das Feld der Diplomatie aus einer weiblichen Perspektive heraus. Ein hochaktuelles Thema und eine noch immer viel zu seltene Sichtweise - ein sehr spannendes Setting also.

Fred ist zielstrebig, erfahren, besonnen in ihrer Arbeit als Diplomatin und fühlt sich an ihrem aktuellen Einsatzort in Montevideo fast ein wenig unterfordert, bis ein Zwischenfall sie aus ihrer Routine reißt und schließlich zu ihrer Versetzung führt. Als es an ihrem neuen Stützpunkt in Istanbul zu einer erneuten diplomatischen Krise kommt, führt sie dieser an die Grenzen der Diplomatie und Rechtsstaatlichkeit und sie sieht sich herausgefordert, zwischen ihren beruflichen und ihren menschlichen Grundsätzen zu entscheiden.

Lucy Fricke schreibt locker, frisch und ironisch. Der lebendige Schreibstil trägt einen flott durchs Buch, verleiht der Handlung Tempo und Brisanz. Dass erfolgreiche Frauen sich noch immer mit anderen Schwierigkeiten herumschlagen müssen als Männer wird unterhaltsam und quasi nebenbei eingeflochten, ohne die Handlung zu beschweren. Insgesamt jedoch muss ich sagen, dass mir die inhaltliche Tiefe und der rote Faden gefehlt haben. Verschiedene Themen werden eingestreut, Handlungsstränge laufen gefühlt ins Leere, der Bereich der Diplomatie ist mir nicht wesentlich näher gekommen und die charakterliche Entwicklung der Protagonistin wird lediglich angedeutet. Wer einen eher seichten Einstieg ins Thema und ein paar unterhaltsame Lesestunden sucht, macht mit diesem Buch jedoch mit Sicherheit nichts falsch, denn Zeit für Langeweile bleibt hier keine.