Über den Sinn und Irrsinn der Diplomatie

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alina_liest07 Avatar

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Im Mittelpunkt von Lucy Fricke’s neuem Roman steht die ehrgeizige und krisenerprobte Diplomatin Friederike Andermann, von allen nur Fred genannt, die sich zunächst in Uruguay und später in Istanbul zusehends in einem Wirrwarr zwischen Bürokratie, Beziehungen und Zweifel an der Diplomatie wieder findet.

„Die Diplomatin“ lebt vor allem von seiner sympathischen Hauptfigur Fred, die langsam aber sicher im diplomatischen Chaos versinkt und zunehmend am (Irr-) Sinn der Diplomatie zu zweifeln scheint.
Andere Figuren, wie zum Beispiel Freds Kollege Philipp oder der Journalist David sind durchaus unterhaltsam beschrieben, bleiben dabei aber eher oberflächlich und schablonenhaft.

Lucy Fricke ist eine unterhaltsame und ironische Geschichte, voller lustiger Momente und mit durchaus aktuellen politischen und diplomatischen Bezügen und Anspielungen gelungen.
Besonders gefallen haben mir, neben dem tollen Schreibstil voller bissiger Anspielungen, die oft humorvollen Einblicke in das Diplomatendasein inklusive all seiner Herausforderungen, Hürden und Absurditäten. Die Autorin beschreibt nachvollziehbar, aber augenzwinkernd, wie ihre Protagonistin immer mehr am Sinn und den beschränkten Handlungsmöglichkeiten der Diplomatie verzweifelt und ihre Geduld schließlich zu verlieren scheint.

Mich haben Lucy Fricke’s trockene und ironischen Erzählung von diplomatischen Wahnsinn und dem sich entwickelnden Chaos in Istanbul sehr gut unterhalten und das ein oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht.
So ganz konnte die Autorin die Spannung und den Sprachwitz für mich nicht bis zum Ende durchhalten und ein wenig hat die Geschichte im Laufe an Esprit verloren, daher „nur“ vier Sterne von mir.
Nichtsdestotrotz ist „Die Diplomatin“ ein gelungener und bissiger Roman, mit sehr interessanter und aktuellen Thematik, der mich bestens unterhalten hat und neugierig auf die anderen Werke der Autorin macht!