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hannah.ramone Avatar

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Ich habe selbst einige Jahre im Umkreis von Diplomat:innen und Botschaften verbracht und habe so oft geschmunzelt bei diesem Buch und den Berichten. Der 3. Oktober? Die Goethe-Statue? Die Art, wie man im Ausland besser vom Heimatland spricht, als man es vorher je getan hätte? Lucy Fricke beschreibt all dies so gut, als wäre sie selbst im Auswärtigen Amt gewesen.

Ihr Schreibstil ist feinfühlig und bittersüß und ruft danach, mehr von ihr zu lesen. Auch ihre Charaktere sind mit einer Feinfühligkeit gezeichnet, die amüsiert und berührt: von dem Fahrer und dem Polizisten in Urugay, über den Botschafter in der Türkei, dem Journalisten und der Mutter von Fred. Sie alle haben ihre Facetten, ihre Schwächen, sind aber stets zu verstehen.

Lucy Fricke hat nicht nur einen resigignierten und doch hoffnungsvollen Blick auf die Diplomatie, sondern auch auf eine Karrierefrau Anfang 50, die sich in einer Männerwelt durchschlagen muss und gleichzeitig in sich selbst nicht keine junge Zukunft sieht. Ich bin absolut beeindruckt von der Darstellung und der Schönheit der Sprache. Das einzige Manko: das Buch war zu kurz, hatte dadurch aber ein gutes, passendes Ende, bei dem viel noch offen geblieben ist.