"Männer können das"

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kainundabel Avatar

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Auch wenn Willy, die Ich-Erzählerin, damit Napoleons Selbstkrönung zum Kaiser meint, steckt in ihrer lapidaren Feststellung eine Erfahrung, die sie persönlich machen wird. Eigentlich arbeitet sie ja als Schreibkraft in einem großen Büro, ihre große Leidenschaft gilt aber der klassischen Musik, und so ist ihre abendliche Tätigkeit als Platzanweiserin in einem Konzerthaus ihr Lebensmittelpunkt. Zwar darf sie der Musik nicht im Konzertsaal direkt lauschen, aber wozu gibt es denn die unter der Bühne gelegene Herrentoilette?!
Ihr großer Traum ist es, Dirigentin zu werden. Womit wir wieder beim Eingangszitat wären: Männer können das. Frauen durften das bisher nicht; wir schreiben das Jahr 1926. Schon die Leseprobe macht deutlich, mit wieviel Herzblut die junge Frau sich der klassischen Musik verschrieben hat. Und wenn man liest, wie sie ihr Recht durchsetzt, als Zuschauerin mit regulärer Eintrittskarte im Konzertsaal sitzen zu dürfen, kommt gar nicht erst ein Hauch von Zweifel auf, dass sie ihr Ziel erreichen wird.
Maria Peters erzählt Willys Geschichte ebenso ernsthaft wie humorvoll, engagiert und sehr unterhaltsam. Schon nach wenigen Seiten ist einem die Protagonisten vertraut wie eine langjährige Freundin, die couragiert und willensstark ihren Weg geht. Es dürfte sich mit Sicherheit lohnen, sie als Leser auf ihrem weiteren Lebensweg zu begleiten, der laut Klappentext zur Verwirklichung ihres Traumes führt. Ein Extrapunkt für das in tiefem Blau gehaltene Cover!