Das war leider nichts

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sofie Avatar

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“Ein Rätsel ist ihm das, dem Metzger. Gibt es Castingshows für derartige Berufsgruppen? Stilberatung? Operative Eingriffe? Entscheiden sich Männer vorher dafür, Gangster in diesem Milieu werden zu wollen, und legen sich dann das entsprechende Aussehen zu? Oder betrachtet sich so ein Kerl eines Morgens im Spiegel und erkennt: Eigentlich gäbe ich rein optisch ja einen recht passablen Mafioso her, vielleicht sogar Killer, vielleicht könnt ich ja gleich sowas werden!” (S. 120)

Ich habe die Metzger-Reihe von Thomas Raab nicht von Anfang an und vollständig verfolgt, aber einzelne Romane daraus gelesen. Dabei hat mir vor allem die Hauptfigur – der Restaurator Adrian Willibald Metzger – gefallen. Er war immer ein bisschen misanthropisch, aber scharfsinnig und wollte letztendlich doch immer das Beste für die Menschen in seiner Umgebung. Auch die Sprache des Autors hat mir bei den vorherigen Romanen gefallen – immer ein bisschen Wiener Schmäh, interessante Sprachbilder, witzige Situationsbeschreibungen.

Einiges davon blitzt auch in “Die Djurkovic und ihr Metzger” immer wieder auf. In diesem Roman möchte der Metzger endlich seine Danjela heiraten – doch sie lässt ihn buchstäblich vor dem Altar stehen. So fand ich zum Beispiel die Szene herrlich, in der der Metzger seinen Hochzeitsanzug kauft. Typisch für ihn wollte er natürlich einen alten anziehen, der nicht mehr passt und versucht nun möglichst günstig aus der Sache rauszukommen. Was folgt ist fast schon Slapstick.

Die eigentliche Geschichte wird allerdings immer hanebüchener und abstruser. Zum Schluss wird alles einigermaßen aufgeklärt, aber ein richtig schlüssiger Kriminalfall ist das leider nicht. Außerdem ist der Metzger diesmal nicht wirklich der Ermittler – er stolpert eher von Tatort zu Tatort und stellt fast nie die richtigen Fragen, wie man das eigentlich von ihm gewohnt ist. Besonders realistisch waren die Metzger-Romane noch nie, aber hier schießt der Autor wirklich übers Ziel hinaus.

Auch sprachlich war das leider zu großen Teilen nichts. Ich hatte den Eindruck, Thomas Raab wollte viel lieber ein Drehbuch schreiben. Teilweise tut er das dann auch einfach, inklusive Beschreibungen von Kamerafahrten und ähnlichem. Die schon immer etwas schwurbelige Sprache wird gefühlt verdreifacht, der Lesespaß dabei allerdings nicht.

Insgesamt schwanke ich zwischen zwei und drei Sternen. An einigen Stellen habe ich mich doch ganz gut unterhalten gefühlt, daher werden es am Ende drei Sterne, aber wohl der letzte Metzger für mich. Schade!