Der Balkan in Wien

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karschtl Avatar

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3,5 Sterne

Dies ist erst mein zweite Metzger-Roman, und den vorherigen habe ich bereits vor 12 Jahren gelesen. Da ist so gut wie nichts hängen geblieben. Ich glaube jedoch, dass gewissen Vorkenntnisse hier hilfreich sind - vor allem um die vielen Namen und ihre Rollen besser zuordnen zu können.

Aber man kann sich auch, so wie ich, reinschmuggeln in die Geschichte. Sie machte es mir allerdings nicht gerade leicht, denn Thomas Raab Schreibstil ist doch recht gewöhnungsbedürftig. Vor allem bedient er sich sehr gern verschiedenster Erzähltechniken (am wenigsten verständlich dabei waren für mich die Funk-Dialoge von Habicht, Taube, Adler). Die Rückblenden in die Kindheit und Jugend von Anjeza hingegen waren spannend, wenn leider auch sehr grausam.

Die ständigen Referenzen auf österreichische "Adabeis" gefielen mir ebenfalls, genauso wie das Mundart reden einiger Figuren. Wie erfolgreich Thomas Raab damit allerdings auf dem deutschen Markt ist weiß ich gar nicht. Ich bin jedoch der Meinung, wenn ein Buch schon in Wien und/oder Österreich spielt, dann sollten dort auch nicht alle Hochdeutsch reden, denn genau diese Dialekte und der Lokalkolorit machen das Besondere ja aus.

War für mich ein guter, wenn auch vom Stil her sehr eigenwilliger Krimi. Wobei ich hier fast eher "Drama" sagen möchte, bei all den persönlichen Abgründen die sich im Dunstkreis von albanischer Mafia, Gesetz der Ehre und Rache bis aufs Blut auftun.
Und ich bin gespannt, ob Raab hier noch einen weiteren Band nachschießen wird, oder ob es das jetzt gewesen ist. Mit der Frau Huber hat er ja schon ein weiteres Eisen im Feuer.