Herausfordernd

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egan80 Avatar

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Seit Wochen schon haust der Metzger in seiner Werkstatt, denn seine Holde Danjela bereitet die gemeinsame Wohnung vor - es soll geheiratet werden. Am Tag der Hochzeit geht jedoch alles schief: erst sitzt der Anzug nicht, dann verspätet sich Willibald Adrian Metzger zu seiner eigenen Hochzeit, und als Höhepunkt lässt ihn seine Danjela vor dem Traualter stehen, um mit einem anderen Mann zu verschwinden.

Auf der Suche nach seiner Beinahe-Ehefrau gerät Metzger in zusehends skurrilere Situationen. Dabei fallen ihm immer mehr Leichen über die Füße, und er verwickelt sich immer tiefer in eine Jahrzehnte zurückliegende albanische Clanfehde….

Die Handlungselemente dieses neuen “Metzgers” sind einem als geübter Krimi- und Thriller-Leser vertraut; die reine Handlung strotz also nicht eben vor Originalität. Aber Thomas Raab präsentiert das Geschehen auf eine herausfordernd andere Art, indem recht häufige Sprünge der Perspektive, und teilweise auch Unklarheit über die handelnden Personen, den Fluss der Handlung aufbrechen. Das gefällt sicher nicht jedem, ich jedoch fand es recht amüsant.

“Die Djurkovic und ihr Metzger” lebt zu einem gehörigen Teil vom österreichischen Lokalkolorit, welches allen Charakteren zusätzlich eine gewisse Leichtigkeit verpasst. Die ist auch bitter notwendig, denn das Sujet ist düster genug, um einen “konventionelleren” Krimi vollends runterzuziehen.

Die Figur des Willibald Adrian Metzgers wird zum Glück von Thomas Raab mit viel Leben gefüllt. Man spürt seinen Schmerz, wenn er alleine vor der Hochzeitsgesellschaft zurückbleibt, seine tiefe Trauer und Einsamkeit bei der Rückkehr in die gemeinschaftliche Wohnung, seine Wut und seinen Zorn, wenn er sich von seiner Danjela hintergangen fühlt. Und dann auch seine Hoffnung, wenn sich plötzlich doch neue Spuren zu seiner Danjela auftun.

“Die Djurkovic und ihr Metzger” ist aus meiner Sicht ein recht polarisierendes Buch, das echte Metzger-Fans begeistern dürfte, aber für Neueinsteiger eine recht hohe Hürde bereithält. Also durchaus lesenswert, aber keine klare Empfehlung.