Nicht mein Buch zu 100 Prozent

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jackdeck Avatar

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Danjela wirft 14 Tage vor der Hochzeit ihren Metzger aus der Wohnung – „Wird Hochzeitsüberraschung!“ – bucht eine Schicki-Location und lässt ihn dann vor Riesenpublikum am Traualtar öffentlich abblitzen, indem sie mit einem tätowierten Muskelmann davonfährt? Wer die Metzger-Romane von Raab kennt, glaubt natürlich keine Sekunde lang, dass es so ist, wie es aussieht. Da steckt was anderes dahinter, das ist der gewieften Leserin sonnenklar.

Überraschend, dass der Metzger nicht stutzig wird. Sonders erstmal in ein tiefes Loch fällt, nach dem Motto „Versteh einer die Frauen“ und „Hab ich sie wirklich gekannt?“ Aber so sind sie, die Männer. Wenn sie eine Frau nicht verstehen, stehen sie nicht etwa auf dem Schlauch, sondern die Frauen sind personifizierte Rätsel, was will Mann machen. Aber schließlich wird auch ihm klar: Danjela ist nicht die naive Kroatin, als die Willibald sie kennengelernt hat. Sondern hat irgendwie mit einem albanischen Familienclan zu tun, Anlass für einige bissig-ironische Einlassungen Raabs zum Thema Blutrache. Eins vorweg: „Die Djurkovic und ihr Metzger“ war mein erstes Buch des Autors. Und ich glaube genau da liegt auch der Hase im Pfeffer.
Als ich die Leseprobe las, fing ich bereits an mit dem Schreibstil zu kämpfen. Er setzte so viel voraus, sprintete voran, sprang über Zusammenhänge und Fakten hinweg, schlug Hacken und hatte keine Geduld auf mich armen Leser zu warten. Es war mir zu fetzig. Es war an der Schmerzgrenze meiner Experimentierfreudigkeit. Aber ich wollte die mutige, ausgefallene Erzählung gerne mit meiner Aufmerksamkeit würdigen. Mich mit ernsthaften Bemühungen auf das Ungewöhnliche einzulassen. Ich dachte mir auch, es sei vielleicht Gewöhnungssache, irgendwann kann ich mit dem Tempo mithalten, habe den Rhythmus der Geschichte verstanden, komme hinterher. Aber es ist mir nicht gelungen. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, ich hätte schon früher ein Buch des Autors gelesen und hätte so einen anderen Zugang zu seiner Geschichte bekommen? Tja, dafür ist es jetzt wohl zu spät. Ich weiß zwar am Schluss um was es ging, aber mehr Durchblick bringt mir das auch nicht.
Wenn ich so nachdenke, sind mir viele Stellen auch einfach zu viel, da wird erzählt und ausführlich berichtet, über Dinge, die für die Handlung überhaupt nicht relevant sind, da komme ich mir dann teilweise auch wie „zugequatscht“! vor.