Absolut faszinierend!

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lin8208 Avatar

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Das gesamte Buch ist wie ein Memoir aufgebaut - inklusive eines Vorworts. Diese Idee gefällt mir ausgesprochen gut. Cate Kay führt durch ihre drei Identitäten ein sehr zurückgezogenes Leben, und nur wenige Menschen wissen, wer sie wirklich ist. Schließlich gelangt sie an den Punkt, ein Memoir über ihre drei Leben zu schreiben - und genau hier setzt meine Kritik an.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was mich stellenweise verwirrt hat. Die wechselnden Namen über den Kapiteln konnte ich nicht immer sofort zuordnen, wodurch ich zeitweise etwas den Überblick verlor. Doch Cate Kay konnte so die Erzählungen anderer Charaktere in ihr Memoir integrieren. Wie sie das geschafft hat schlüsselt sich bis zum Ende des Buchs nach und nach auf.
Die Memoir-Form dient hier also als erzählerisches Mittel, spiegelt jedoch ebenfalls eine realistische Situation wider, in der es um das Kontrukt des Lebens, Identitäten, Liebe, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geht.
Gleichzeitig muss man dem Perspektivwechsel zugutehalten, dass er einen spannenden und abwechslungsreichen Buchaufbau ermöglicht. Durch die unterschiedlichen Erzählstimmen entsteht ein vielschichtiges Bild der drei Leben Cates. Nicht nur sie selbst - in ihren drei Identitäten als Annie, Cass und Cate - kommt zu Wort, sondern auch Menschen, die eine prägende Rolle in ihrem Leben gespielt haben: ihre beste Freundin Amanda, die ihr neben dem Theaterspielen während der Schulzeit als einziges Halt gab; ihre Agentin Melody, die ihr Manuskript entdeckte und ihr erstes Buch erfolgreich machte; die Schauspielerin Ryan, die eine Figur aus Cates Roman in der Verfilmung verkörpern sollte; und einige mehr.
Die wechselnden Perspektiven formen diese Nebenfiguren genau so weit, dass sie nicht mehr oberflächlich erscheinen und ihnen genug Kontur verliehen wird. Vollständig erfassen kann man diese jedoch weitestgehend nicht. Dadurch bleibt der Fokus weiterhin vor allem bei Cate Kay. Die gezielt platzierten Bruchstücke runden die Charaktere also ab, während sie gleichzeitig entscheidende Details aus Cates Leben enthüllen.
Besonders gelungen fand ich auch die Auszüge aus Cates eigenem Roman, die zusätzlich Einblicke in ihre Persönlichkeit bieten. Passend zur Memoir-Form kommentiert Cate zudem selbst die Erzählungen anderer Figuren, was den Text noch lebendiger macht. Auch Stilmittel, wie die Apostrophe, ist sehr gelungen eingesetzt.
Zuletzt ist anzumerken, dass im Buch ein längeres Zeitgeschehen abgehandelt wird. Die Autorin hat es hierbei sehr gut geschafft, Annie, Cass und Cate als eine Persönlichkeit authentisch reifen zu lassen. Man lernt sie im Schulalter kennen, als junge Erwachsene und als erfolgreiche, erwachsene Frau, während sich ihr Leben über die Zeit hinweg wandelt - gewollt und ungewollt.
Es gibt unmengen an Merkmale, die dieses Buch auszeichnen, die ich hier jedoch gerade nicht alle herauschreiben kann. Aber lasst euch eins gesagt sein, dieses Buch lässt einen staunend zurück.
Insgesamt ist hier ein sehr fesselndes Buch über das Leben einer Frau entstanden. Auch wenn der Aufbau zunächst komplex wirkt, fügen sich im Verlauf des Lesens die vielen Puzzleteile nach und nach zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. So erhält man am Ende ein weitreichendes Porträt dreier - beziehungsweise einer Frau, deren Identitäten sich zu einem Ganzen verbinden.