Durchschnittliche (Liebes-)Geschichte

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
aoibheann Avatar

Von

Anne Marie und Amanda sind nicht nur einfach beste Freundinnen, sie sind unzertrennlich. Wie ein Mond um seinen Fixstern umkreisen sie einander. Und sie haben auch einen gemeinsamen Traum. Raus aus der Kleinstadt, Schauspielerinnen wollen sie werden. Nichts weniger als Hollywood ist ihr Ziel. Doch nach einem Vorfall, der beide aus der Bahn wirft, verändern sich ihrer beider Leben. Anne Marie beschließt ihr Leben neu zu starten. Unter anderem Namen und ohne Amanda.

Die Grundidee finde ich gut und die sich daraus ergebenden Fragen könnten kaum philosophischer sein. Ein Buch, über das man richtig gut diskutieren könnte. Leider hat die Autorin für meinen Geschmack hier sehr viel Potential verschenkt. Mir hat es zunächst gefallen, dass die Handlung aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Wahrnehmung und Erinnerungen sind immer subjektiv, eine Begebenheit wird manchmal von zwei Menschen unterschiedlich erinnert. Die Kapitel, die sich um Anne Marie und Amanda direkt drehen, waren für mich noch die besseren. Sie erzählen von einer tiefen Freundschaft, aus der sich eine lebenslange Verbindung entwickelt. Die Kapitel, in denen Amanda von ihrem Leben „danach“ erzählt, fand ich ebenfalls gut und zum Nachdenken anregend. Der Rest ist leider eher mittelmäßig. Viele Kapitel drehen sich um eine Hollywood-Schauspielerin, die Probleme hat ihren Platz in der Welt zu finden und letztlich feststellt, dass der Glanz von Hollywood ziemlich schnell verblasst, wenn man selbst erst einmal darin lebt. Auch wenn sie eine wichtige Person für die spätere Cass ist – viele Passagen wirken wie Lückenfüller, weil die eigentlich Handlung schon recht dünn ist.
Mir fehlt der rote Faden, die Orientierung. Sie springt ohne richtiges Konzept zwischen Figuren und Zeitebenen hin und her. Dazu bleibt alles, jeder Dialog, jede Handlung, jede Emotion, sehr sehr oberflächlich. Keine der Figuren hat auch nur annähernd eine Art von Tiefe. Dafür werden Gesten wie das Heben einer Augenbraue oder die Haltung einer Hand ausgiebigst analysiert. Mir kam es vor, als würde jede der Figuren eine Rolle innerhalb einer Geschichte spielen. Dadurch kam von den beschriebenen Emotionen leider kaum etwas mir an.

Für mich ergibt sich der Eindruck, dass hier vielleicht zu viel gewollt wurde. Würde der Fokus auf den beiden Freundinnen liegen, mit allen Aspekten – es hätte ein unglaublich gutes Buch werden können. So bleibt es für mich eine allerhöchstens durchschnittliche (Liebes-)Geschichte.