Taylor Jenkins Reid bekommt Konkurrenz!
Rezension zu "Die drei Leben der Cate Kay" von Kate Fagan, übersetzt von Claudia Voit und erschienen im Insel Verlag
Inhalt (spoilerfrei): "Die drei Leben der Cate Kay" erzählt die Geschichte einer Frau, die sich im Laufe ihres Lebens immer wieder neu erfindet. Annie, die sich später Cass und wieder später Cate nennt, wird als anonyme Schriftstellerin berühmt (ihre Bücher werden sogar verfilmt), doch trägt sie in all ihren drei Leben ein tragisches Geheimnis mit sich herum. Diesem widmet sie sich unter anderem in Form eines Memoires, in dem auch andere Stimmen aus ihren drei Leben zu Wort kommen.
Erzählstil und Struktur: Kate Fagan erzählt diesen Roman auf eine kluge, vielstimmige und ungewöhnliche Weise. Die Kapitel wechseln zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Zeiten. Annie-Cass-Cate erzählt ihre Geschichte in verschiedenen Lebensphasen, und immer wieder treten andere Menschen aus ihrem Umfeld hervor. So entsteht das vielschichtige Porträt einer Frau, die versucht, sich selbst zu finden, während sie immer neue Identitäten annimmt. Der Stil ist fein, intelligent und voller Zwischentöne. Fagan hat ein unglaubliches Gespür für Sprache und Rhythmus. Ihre Sätze sind mal nüchtern, mal poetisch, mal unglaublich lustig und immer mit einem leisen Unterton von Melancholie. Sie schafft es, Themen wie Schuld, Liebe und Identität mit einer feinen Ironie und Leichtigkeit zu erzählen. Besonders die kleinen Randbemerkungen, d.h. Cates Kommentare und Einschübe verleihen dem Roman eine besondere Lebendigkeit. Sie sind manchmal humorvoll, manchmal schmerzhaft ehrlich und machen das Buch zu etwas sehr Intimen, das sich sehr echt anfühlt. Anfangs braucht man ein wenig Zeit, um in die Erzählstruktur hineinzufinden, weil vieles unausgesprochen bleibt. Aber genau das ist Teil des Reizes. Spätestens ab Seite 90 entfaltet der Roman eine wahnsinnige Sogwirkung und man kann kaum aufhören zu lesen.
Figuren: Was mich beim Lesen sofort fasziniert hat, war, wie sehr mich dieses Figurenensemble an "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" von Taylor Jenkins Reid erinnert hat (nicht inhaltlich eins zu eins, aber in der Art, wie beide Romane Frauen zeigen, die im Rampenlicht stehen und zugleich mit den Erwartungen der Öffentlichkeit, mit ihrer eigenen Identität und mit gesellschaftlichen Zwängen ringen). Im Mittelpunkt steht natürlich Annie (Anne Marie) bzw. Cass bzw. Cate. Sie ist eine Frau, die sich in unterschiedlichen Lebensphasen immer wieder neu erfindet und zugleich versucht, ihrer Vergangenheit zu entkommen. Um sie herum herrscht ein Netz von Menschen, die sie prägen und spiegeln: ihre beste Freundin Amanda, Amandas Schwester, Annies Mutter, eine Schauspielerin, die an der Verfilmung von Annies (bzw. Cates) Büchern mitwirkt, etc. etc. etc. Zu gerne würde ich auf jede einzelne Figur eingehen und warum ich sie so wundervoll, ungeschönt und authentisch porträtiert finde, aber damit würde ich viel zu viel vorweg nehmen und ich möchte meine Rezensionen gerne spoilerfrei halten.
Symbolik und Themen: Das zentrale Thema des Romans ist Identität. Cates wechselnde Namen und Lebensentwürfe spiegeln den Versuch, sich immer wieder neu zu erfinden (leichte CoA-Züge) oder sich selbst zu entkommen. Es geht um die Frage: Wer bin ich, wenn ich meine Geschichte selbst erzähle, und wer, wenn andere sie für mich erzählen? Aber auf der Meta Ebene geht es auch um die Grenzen zwischen Authentizität und Inszenierung von Identität in der Öffentlichkeit. Weiterhin geht es um Schuld, Verantwortung und um Freund:innenschaft, aber vor allem fokussiert der Roman auf eine ganz feinfühlige und subtile Weise starke weibliche Figuren, die allesamt unterschiedlich mit ihrem Schmerz umgehen. Das hat mich wirklich stark berührt.
Fazit: Ich kann mit voller Überzeugung sagen: "Die drei Leben der Cate Kay" gehört zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe (außerhalb des Fantasy Genres). Es ist hingebungsvoll, klug, mutig, stark, und zugleich unglaublich gefühlvoll. Ich habe beim Lesen mehrmals geweint, vor allem am Ende, als sich die Spannung zuspitzte und die Emotionen sich entluden wie ein Faden kurz vorm Zerreißen. Es war ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte (leicht zu lesen, schwer zu vergessen). Jede Figur hat mich berührt, jede Geschichte hat mich ein Stück näher an Kate herangeführt. Und am Ende bleibt dieses Gefühl, dass man etwas wirklich Besonderes gelesen hat: ein unkonventionelles, tief berührendes, zutiefst menschliches Buch über komplexe Frauen, über Schuld, Liebe, Identität und das Erzählen selbst. Hut ab vor Kate Fagan, zumal dies ihr Debüt ist!
Inhalt (spoilerfrei): "Die drei Leben der Cate Kay" erzählt die Geschichte einer Frau, die sich im Laufe ihres Lebens immer wieder neu erfindet. Annie, die sich später Cass und wieder später Cate nennt, wird als anonyme Schriftstellerin berühmt (ihre Bücher werden sogar verfilmt), doch trägt sie in all ihren drei Leben ein tragisches Geheimnis mit sich herum. Diesem widmet sie sich unter anderem in Form eines Memoires, in dem auch andere Stimmen aus ihren drei Leben zu Wort kommen.
Erzählstil und Struktur: Kate Fagan erzählt diesen Roman auf eine kluge, vielstimmige und ungewöhnliche Weise. Die Kapitel wechseln zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Zeiten. Annie-Cass-Cate erzählt ihre Geschichte in verschiedenen Lebensphasen, und immer wieder treten andere Menschen aus ihrem Umfeld hervor. So entsteht das vielschichtige Porträt einer Frau, die versucht, sich selbst zu finden, während sie immer neue Identitäten annimmt. Der Stil ist fein, intelligent und voller Zwischentöne. Fagan hat ein unglaubliches Gespür für Sprache und Rhythmus. Ihre Sätze sind mal nüchtern, mal poetisch, mal unglaublich lustig und immer mit einem leisen Unterton von Melancholie. Sie schafft es, Themen wie Schuld, Liebe und Identität mit einer feinen Ironie und Leichtigkeit zu erzählen. Besonders die kleinen Randbemerkungen, d.h. Cates Kommentare und Einschübe verleihen dem Roman eine besondere Lebendigkeit. Sie sind manchmal humorvoll, manchmal schmerzhaft ehrlich und machen das Buch zu etwas sehr Intimen, das sich sehr echt anfühlt. Anfangs braucht man ein wenig Zeit, um in die Erzählstruktur hineinzufinden, weil vieles unausgesprochen bleibt. Aber genau das ist Teil des Reizes. Spätestens ab Seite 90 entfaltet der Roman eine wahnsinnige Sogwirkung und man kann kaum aufhören zu lesen.
Figuren: Was mich beim Lesen sofort fasziniert hat, war, wie sehr mich dieses Figurenensemble an "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" von Taylor Jenkins Reid erinnert hat (nicht inhaltlich eins zu eins, aber in der Art, wie beide Romane Frauen zeigen, die im Rampenlicht stehen und zugleich mit den Erwartungen der Öffentlichkeit, mit ihrer eigenen Identität und mit gesellschaftlichen Zwängen ringen). Im Mittelpunkt steht natürlich Annie (Anne Marie) bzw. Cass bzw. Cate. Sie ist eine Frau, die sich in unterschiedlichen Lebensphasen immer wieder neu erfindet und zugleich versucht, ihrer Vergangenheit zu entkommen. Um sie herum herrscht ein Netz von Menschen, die sie prägen und spiegeln: ihre beste Freundin Amanda, Amandas Schwester, Annies Mutter, eine Schauspielerin, die an der Verfilmung von Annies (bzw. Cates) Büchern mitwirkt, etc. etc. etc. Zu gerne würde ich auf jede einzelne Figur eingehen und warum ich sie so wundervoll, ungeschönt und authentisch porträtiert finde, aber damit würde ich viel zu viel vorweg nehmen und ich möchte meine Rezensionen gerne spoilerfrei halten.
Symbolik und Themen: Das zentrale Thema des Romans ist Identität. Cates wechselnde Namen und Lebensentwürfe spiegeln den Versuch, sich immer wieder neu zu erfinden (leichte CoA-Züge) oder sich selbst zu entkommen. Es geht um die Frage: Wer bin ich, wenn ich meine Geschichte selbst erzähle, und wer, wenn andere sie für mich erzählen? Aber auf der Meta Ebene geht es auch um die Grenzen zwischen Authentizität und Inszenierung von Identität in der Öffentlichkeit. Weiterhin geht es um Schuld, Verantwortung und um Freund:innenschaft, aber vor allem fokussiert der Roman auf eine ganz feinfühlige und subtile Weise starke weibliche Figuren, die allesamt unterschiedlich mit ihrem Schmerz umgehen. Das hat mich wirklich stark berührt.
Fazit: Ich kann mit voller Überzeugung sagen: "Die drei Leben der Cate Kay" gehört zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe (außerhalb des Fantasy Genres). Es ist hingebungsvoll, klug, mutig, stark, und zugleich unglaublich gefühlvoll. Ich habe beim Lesen mehrmals geweint, vor allem am Ende, als sich die Spannung zuspitzte und die Emotionen sich entluden wie ein Faden kurz vorm Zerreißen. Es war ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte (leicht zu lesen, schwer zu vergessen). Jede Figur hat mich berührt, jede Geschichte hat mich ein Stück näher an Kate herangeführt. Und am Ende bleibt dieses Gefühl, dass man etwas wirklich Besonderes gelesen hat: ein unkonventionelles, tief berührendes, zutiefst menschliches Buch über komplexe Frauen, über Schuld, Liebe, Identität und das Erzählen selbst. Hut ab vor Kate Fagan, zumal dies ihr Debüt ist!