Ungewöhnlich

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darcy Avatar

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"Die drei Leben der Tomomi Ishikawa" ist ein Buch, das sich schlecht in eine Kategorie pressen lässt. Zum einen ist es ein wenig ein (Mystery-) Thriller, zum einen ein Buch über eine Freundschaft aber auch eine Selbstfindungsgeschichte.

Ben und Tomomi sind Freunde. Die Art Freunde, die sich Sätze um die Ohren hauen kann und genau weiß, bei anderen kommen sie genau richtig an. Sie haben die gleichen eigentümlichen Sinn für Humor, sie haben beide ähnlich abstruse Ideen und Vorstellungen. Sie verstehen sich super, ohne jedwede störende sexuelle Komponente. Doch eines Tages erreicht Ben eine Nachricht von Tomomi, die ihm erklärt, das sie nun tot ist und sie ein wunderbares Abenteuer für ihn geplant hat. Eine Schnitzeljagd zu ihren Lieblingsplätzen in Paris. Dort findet er Hinweise und Notizbücher mit merkwürdigen Geschichten. In denen erzählt Tomomi, das sie Morde begangen hat.

Ben Constable, der seine Hauptfigur nach sich benannt hat, hat einen angenehmen flüssigen Schreibstil. Das Buch beginnt sehr ansprechend mit einer der für Ben und Tomomi typischen Konversationen. Auch die Schnitzeljagd durch Paris macht Spaß. Mittendrin, als Ben in New York auf Beatrice trifft und mit ihr durch New York tigert, wird es teilweise etwas surreal. Zum Schluss weiß man nicht so recht, was nun wahr ist in der Geschichte und was nun doch vielleicht anders war. Zum einen spielt er ein wenig mit Realität und Fiktion, indem er seine Hauptperson nach sich benennt; andererseits ist er ein unzuverlässiger Erzähler, denn es gibt genug Hinweise darauf, das er selbst vielleicht gar nicht der Erzähler ist sondern jemand anderes. Zum Schluss gibt er uns genug Lösungen zur Auswahl. Die Entscheidung liegt beim Leser.

"Die drei Leben der Tomomi Ishikawa" ist ein ungewöhnlicher Roman mit einer ungewöhnlichen Handlung. Man muss sich darauf einlassen und Ben einfach auf seine ungewöhnliche Reise folgen (auf der er gelegentlich von einer imaginären Katze namens Cat begleitet wird). Und mit offenen Enden, an denen nicht alle Fragen geklärt werden sondern der Interpretation des Lesers überlassen werden, sollte man auch keine Probleme haben. Dann nämlich kann man ein paar nette Lesestunden mit dem Buch verbringen. Ich habe es gerne gelesen. Einen Freund wie Ben hätte ich auch gerne.