Die dunklen Gassen des Himmels

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Bobby Dollar ist ein Engel, genauer gesagt ein Anwaltsengel. Er vertritt die Seelen der Verstorbenen und verteidigt sie gegen den Ankläger der Gegenseite. Der Ankläger ist dementsprechend ein Dämon aus der Hölle. Neben seinem Job hängt Bobby gerne in seiner Stammkneipe mit seinen himmlischen Kollegen ab, trinkt gern und ist auch einem kleinen Techtelmechtel nicht abgeneigt.
Ein ganz normales Engel-Dasein also, bis eines Tages eine Seele die er vertreten soll, einfach verschwindet. Natürlich wird erst einmal die Gegenseite verdächtigt, aber die ist genauso ratlos, wie die himmlischen Heerscharen. Bobby muss seinen Vorgesetzten Rede und Antwort stehen, und ehe er es sich versieht, steckt er bis zum Hals in Schwierigkeiten. Einer der höchsten Dämonen der Hölle ist hinter ihm her, es verschwinden immer mehr Seelen und seine Vorgesetzten sind nicht erfreut über seine Rolle bei dem Schlamassel. Der neue Auszubildende seines Kumpels scheint ein Spion zu sein und zu allem Überfluss hat er sich auch noch in die Ermittlerin der Gegenseite verliebt...

Himmel und Hölle werden in dem Buch sehr traditionell dargestellt, die Hölle mit Fegefeuer, ewiger Verdammnis, und allem Drum und Dran. Im Himmel laufen alle erfüllt von Glückseligkeit umher, ob sie wollen oder nicht, sobald man sich länger im Himmel aufhält, kommt das automatisch. Zweifel, die man in seiner irdischen Hülle noch hatte, schwinden bzw. werden einfach vergessen.

Im Gegensatz dazu haben Bobby Doller und seine Freunde relativ wenig mit der traditionellen Vorstellung von einem Engel gemein. Da wird reichlich dem Alkohol zugesprochen, sich geprügelt, um sich geschossen, und auch dem anderen Geschlecht ist man nicht abgeneigt. Wie es Bobby geschafft hat, in den Himmel zu kommen, ist mi ein Rätsel, sein Verhalten (und das seiner Freunde) unterscheidet sich kaum von dem der Gegenseite. Anscheinend hatte er damals einen guten Anwalt. Über sein irdisches Leben erfährt der Leser nichts, bei Eintritt in den Himmel verliert man alle Erinnerungen an sein irdisches Leben. Auch Bobby selbst hat also keine Ahnung von seiner Vorgeschichte.

Dies war mein erstes Buch von Tad Williams. Es fällt mir schwer, das Buch zu bewerten. Für meinen Geschmack, ist die Erzählweise viel zu weitschweifig, Williams ergeht sich teilweise in detaillierten Umgebungsbeschreibungen, die mich überhaupt nicht interessieren, seitenlange Ausschweifungen über irgendwelche Stadtteile, die ich nicht kenne und wahrscheinlich auch nie kennenlernen werde. Auch sonst verliert er sich manchmal in Details, was die Spannung nimmt und den Erzählfluss behindert.
Die Idee, die hinter der Geschichte steckt, fand ich sehr interessant. Die Darstellung von Himmel und Hölle ist zwar nicht mein Fall, aber auch Bobby und einige seiner Freunde sind nicht glücklich mit dem derzeitigen Zustand.
Ich hätte es schön gefunden, wenn Tad Williams die Geschichte weniger weitschweifig erzählt und sich mehr um den Spannungsbogen bemüht hätte. Dafür sind mir aber Bobby Dollar und seine Freunde im Laufe des Lesens mehr und mehr ans Herz gewachsen, ich werde auf jeden Fall die Folgebände lesen, deswegen gibt es von mir 4 Sternchen!