Engel einmal anders ...

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pmelittam Avatar

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Nach dem Tod eines Menschen kämpfen ein Ankläger aus der Hölle und ein Anwalt aus dem Himmel darum, wer die Seele des Toten bekommen wird. Bobby Dollar ist solch ein Anwalt, ein Engel, der in Menschengestalt ein irdisches Leben führt. Eines Tages verschwindet eine Seele noch vor der „Gerichtsverhandlung“ spurlos, ausgerechnet in einem Fall, der Bobby zugewiesen worden war – und plötzlich ist sein Leben in Gefahr, ein Attentäter ist hinter ihm her.

Tad Williams lässt Bobby selbst die Geschichte in Ich-Form erzählen und wirft den Leser direkt mitten in die Geschichte, Bobby gerät in eine ausweglose Lage – und berichtet auf den nächsten knapp 200 Seiten erst einmal, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Der Leser ist neugierig gemacht.

Bobby ist kein Engel, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt, er ist weder brav noch lieblich, er wirkt sogar eher etwas heruntergekommen, zeitweise fühlte ich mich wie in einem Hardboiled-Roman. Seinen Job versteht er allerdings, auch wenn Vieles Routine ist. Für die Typen aus der Hölle hat er nichts übrig, jedenfalls für so gut wie alle nicht, und sein Freundeskreis besteht aus Typen wie ihn selbst. Ich mochte Bobby von der ersten Seite an. Auch alle anderen Charaktere sind Tad Williams gut gelungen, seien es Himmels- oder Höllenwesen oder auch ein Werschwein.

Die Geschichte selbst hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Schon der Plot ist sehr originell, die Handlung spannend und die Erzählung sehr humorvoll, sodass ich abwechselnd Nägel gekaut und gekichert habe, manchmal auch beides gleichzeitig. Tad Williams hat auch einige Anspielungen zu bieten, mir gefiel vor allem der Name „Clarence“ für einen Anwaltanwärter, wer den wunderbaren Film „Ist das Leben nicht schön“ mit James Stewart kennt, wird wissen, warum das so ist. Auch dass Bobby mehrfach anmerkt, das sei eine andere Geschichte, dies würde er ein anderes Mal erzählen, gefiel mir, ich bin gespannt, ob wir darüber tatsächlich noch lesen werden. Auch die Auflösung ist sehr gelungen und originell und bietet womöglich noch Stoff für die beiden weiteren Teile, denn „Die dunklen Gassen des Himmels“ ist der Beginn einer Trilogie. Die Handlung hier ist einigermaßen abgeschlossen, es gibt keinen fiesen Cliffhanger, aber es bleiben genug Fragen offen für die Fortsetzungen.

Ich gestehe, das war mein erster Roman von Tad Williams, aber es wird ganz sicher nicht mein letzter sein (zumal die beiden Folgebände schon auf mich warten). „Die dunklen Gassen des Himmels“ hat mich wunderbar unterhalten, ich vergebe daher gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.