Acht Verdächtige im Herrenhaus

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Mackinac Island, Michigan. Mimi MacLaine hat von ihrer Nachbarin Jane eine Einladung bekommen. Wie nett, sollte man denken. Aber zu den Angaben von Ort und Zeit wurde auch unmissverständlich klargestellt, dass das Erscheinen keinesfalls abzulehnen ist. Andernfalls würde Jane Mimis Geheimnis verraten. Enkeltochter Addie hat eine Vorliebe für Krimis und wird kurzerhand mit eingeladen, um zu ergründen, wie Jane an diese Information gekommen ist. Als sich die acht Gäste in der Villa treffen, ist die Gastgeberin plötzlich tot. Jeder von ihnen hat nun ein Motiv.

Kelly Mullen ist nach eigenen Angaben ein großer Fan von Agatha Christie. Ihr Debüt liest sich wie eine liebevolle Hommage an die Grande Dame des Krimis. Der Schauplatz ist ein Herrenhaus, das immer weiter einschneit. Der Täter kann sich nur unter den Anwesenden befinden; ein klassisches, aber immer wieder fesselndes Szenario. Jeder Gast hütet ein eigenes Geheimnis und macht sich damit automatisch verdächtig. Da der erste Blick auf die Gastgeberin fiel und diese nun tot ist, muss es jemanden geben, der jeden einzelnen genau kennt und auch noch skrupellos ist, einen Mord zu begehen. Bevor noch jemand getötet wird, müssen Addie und Mimi herausfinden, wer es war. Sie ermitteln somit mit Zeitdruck, was zusätzlich ein Spannungselement darstellt. Sie wiederum befragen nun die anderen Gäste und tragen bei der Mehrzahl zu ihrer Entlastung bei. Dabei lernt man als Leser die illustre Gruppe kennen mit ihren schrägen Geheimnissen und Eigenheiten.

Humorvolle Spannung mit Retro-Charme
Würde Hercule Poirot heutzutage ermitteln, hätte er vermutlich ebenfalls moderne Hilfsmittel zur Verfügung. So kann Addie mit ihren Computerkenntnissen unterstützen und Mimi kombiniert scharfsinnig die Aussagen zu einer Wahrheit. Der Spannungsbogen wächst dabei stetig, auch wenn man manchmal ungeduldig auf den nächsten Schritt wartet. Einige Dialoge sind dabei so humorvoll, dass zur Spannung ein großer Unterhaltungswert kommt. Der Erzählstil ist dabei vorantreibend und man hat die knapp 400 Seiten viel zu schnell gelesen. Die Hauptfiguren Addie und Mimi werden im Handlungsverlauf ein optimales Team, sodass ich mir noch weitere Kriminalfälle mit ihnen vorstellen kann.

Die Einladung ist ein klassischer Whodunit in moderner Verpackung. Kelly Mullen gelingt das Kunststück, eine altbewährte Krimiformel frisch, temporeich und mit feinem Humor zu erzählen. Die Dynamik zwischen Mimi und Addie verleiht der Handlung emotionale Tiefe und gleichzeitig Leichtigkeit. Durch das Zusammenspiel aus Spannung, Ironie und familiärer Verbundenheit entsteht ein Roman, der nostalgisch wirkt und dennoch im Hier und Jetzt spielt. Zugleich bietet er raffinierte Rätsel, eigenwillige Charaktere und winterlich-düstere Atmosphäre. Die Einladung ist ein perfekter Krimi für gemütliche Lesestunden.