ein Locked-Room Whodunit à la Agatha Christie

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petzi_maus Avatar

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3,5 Sterne

Die 77jährige Mimi MacLaine lebt auf der kleinen und ruhigen Insel Mackinac Island im Huronsee, nahe der Grenze zu Kanada.
Eines Tages erhält sie überraschend eine Einladung ihrer Nachbarin Jane Ireland zu einer Auktion auf deren Familienanwesen, das in vergangenen Zeiten als Schmuggelplatz und Flüsterkneipe genutzt wurde.
Jedoch nicht nur, dass Mimi zu Jane keinen Kontakt hatte, ist die Einladung auch noch eine Erpressung: wenn sie nicht erscheint und ein bestimmtes Manga ersteigert, wird Mimis dunkles Geheimnis veröffentlicht.
Also schnappt sich Mimi als Verstärkung ihre Nichte Addie, eine Gamedesignerin, mit der sie jedoch schon länger keinen Kontakt mehr hatte, und verbringt neben 7 weiteren Gästen (die natürlich auch alle Geheimnisse haben) den verschneiten Abend mit den Gastgebern Jane Ireland und deren Lebensgefährten Matthew (der auch ihr Schwiegersohn ist).
Bis es einen Mord gibt - und zwar die Gastgeberin höchstselbst!

Das alte Anwesen und die eisigkalten Wetterbedingungen des Schneesturms, aufgrund dessen die Gäste eingeschlossen sind und die Polizei nicht kommen kann, sind eindrücklich beschrieben. Ich hatte oft Gänsehaut, weil ich alles genau vor Augen hatte. Und die Geschichte des Schmuggels zur Zeiten der Prohibition ist mit dem alten Anwesen der Irelands spannend erzählt.
Die vielen handelnden Figuren hatten mich anfangs oft durcheinander gebracht; ich fand einige schwer zuzuordnen. Die Hilfreichen Steckbriefe in den Buchklappen habe ich leider erst nach Beenden der Lektüre gefunden ;)
Da die Gesellschaft von der Außenwelt abgeschnitten ist, glaubt Mimi, ermitteln zu müssen. Addie kommt aufgrund ihrer Arbeit auch schnell auf den Geschmack - immerhin entwickelt sie die Storylines eines beliebten Locked-Room-Online-Games.
Die Erwähnung des Spiels "Murderscape" und warum Addies Gedankengänge so sind, wie sie sind, hätte für meinen Geschmack nicht ständig sein müssen. Nach zweimaliger Erwähnung war mir schon klar, dass Addie eine Krimi-Spiel-Entwicklerin ist und eben so denkt, wie es in ihrem Game notwendig ist. Auch wenn es hier echte Todesfälle gab, war ihre Denkweise manchmal nützlich - auch wenn es einem so vorkam, als würde gefühlt nur Mimi ermitteln. Oder nein, ermitteln tun beide Frauen, aber Mimi fällt alles Ungewöhnliche auf und Mimi kombiniert diese Dinge zu einem sinnvollen roten Faden. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, Addie wäre gar nicht nötig gewesen. Obwohl doch SIE die Krimi-Game-Entwicklerin ist.

Leider bin ich mit den beiden Hauptfiguren nicht so ganz warm geworden; auch die anderen Figuren blieben eher blass.
Die Ermittlungsarbeit selbst war für mich zu viel "Herumgehüpfe", ich bin mit den Handlungs- und Gedankensprüngen oft gar nicht mehr mitgekommen.
Und auch die Gedankengänge von Addie und Mimi zur Auflösung konnte ich nicht soo ganz nachvollziehen. Wieso wussten sie plötzlich, wer der Mörder war? Trotz Erklärung blieb mir das etwas rätselhaft.
Die Auflösung selbst (also das Motiv) war dann nachvollziehbar, aber leider wenig spektakulär.
Alles in allem ein netter Locked-Room-Krimi für kalte Tage, der mich aber nicht so ganz überzeugen konnte.


Fazit:
Ein Locked-Room-Krimi im Stil 'Whodunit' à la Agatha Christie mit zwei speziellen Ermittlerinnen, deren Handlungs- und Gedankensprünge mich manchmal verwirrt haben. Auch die Auflösung konnte mich nicht so ganz abholen.