Gemeinsam auf Spurensuche

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Was für ein rasanter Auftakt: Kelly Mullens „Die Einladung“, übersetzt von Katharina Naumann, beginnt atmosphärisch dicht und mit einem richtig motivierenden Start ins Rätselraten. Schon nach den ersten Seiten wollte ich selbst mit Stift und Zetteln loslegen, um die Verdächtigen und ihre Geheimnisse zu sortieren. Besonders hilfreich fand ich dabei die Übersicht über die Figuren im Einband – auch wenn die Figuren in meinem Kopf deutlich weniger glatt und perfekt aussehen als dort gezeichnet.

Schnell ins Herz geschlossen habe ich Mimi und Addie, die beiden eigenwilligen Ermittlerinnen im Zentrum des Romans, die Zeuginnen eines Mordfalls in einem eingeschneiten Herrenhaus werden. Ihre Dynamik hat für mich den größten Reiz des Romans ausgemacht: Mimi, die mit 76 Jahren eigenwillig und sehr direkt ist, und ihre Enkelin Addie, die gerade verunsichert aus einer schweren beruflichen und privaten Trennung kommt. Auch wenn die Charaktere insgesamt nicht in besonders großer Tiefe entwickelt werden, haben sie mir gut gefallen und Charakterstudien erwarte ich bei dem Genre auch nicht.

Nett fand ich außerdem die herbstlich-winterliche Atmosphäre und das alte Herrenhaus-Setting, das genau die richtige Mischung aus Gemütlichkeit und Beklemmung vermittelt. Manches hätte für mich allerdings weniger konstruiert sein dürfen – auch wenn ich am Ende Freude an den Auflösungen hatte, wirkten manche Zufälle und Wendungen auf mich zu abstrus. Trotz kleiner Schwächen bleibt „Die Einladung“ für mich ein kurzweiliger Wohlfühl-Krimi, wie ich ihn mir erwartet hatte.