Party, Erpressung, Leichen

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evaczyk Avatar

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Rosemary MacLaine, 76 Jahre alt, hat einen eher herben Charme. Gefühle ausdrücken, das ist nicht so ihr Ding, dazu ist sie zu sehr eine alte Yankee-Dame. Dafür kann sie mit einem Schneemobil umgehen - praktisch, wenn man auf einer Insel in den Großen Seen lebt, wo eisige Winter garantiert sind. Das eher zurückgezogene Rentnerdasein wird jäh gestört, als eine Nachbarin zur Party ins feudale Herrenhaus einlädt - mit dem Hinweis, dass Rosie besser kommt. Andernfalls werde ihr gut gehütetes Geheimnis ans Licht kommen.

Soweit die Ausgangslage von "Die Einladung. Mord nur für geladene Gäste" von Kelly Mullen. Rosemary weiß - vor dieser Einladung kann sie sich nicht drücken. Sie kommt allerdings mit Rückendeckung in Form ihrer Enkelin Addie, als Spieleerfinderin rätselerprobt. Eine wichtige Eigenschaft, wie sich schon bald zeigen wird. Denn die etwas dahindümpelnde Party geht auf die Mitternachtsdrinks zu, als es dramatisch wird: Eine Leiche wurde gefunden - und dabei handelt es sich um die Gastgeberin. Opfer eines anderen, eher gewaltbereiten Erpressungsopfers? Oder Opfer einer tödlichen Intrige?

Rosie und Addie machen es sich zur Aufgabe, den Täter oder die Täterin zu finden. Nicht jeder ist davon begeistert, denn im Rahmen ihrer Ermittlungen stoßen sie bei den teils illustren, teils exzentrischen, immer aber potentiell verdächtigen Gästen auf manche bisher erfolgreich verborgene Peinlichkeit und potenzielle Motive. Die Zahl der Verdächtigen schrumpft, denn es bleibt nicht bei einem Mord. Dann fällt auch noch der Strom aus, die Partygäste sind im Haus eingeschlossen, einem Haus, das selbst so manches Geheimnis besitzt.

Mullens Cozy-Krimi mit ihren mitunter naiv-unbedarften Ermittlerinnen im winterlichen Locked Room-Setting ist ein unterhaltsamer Rätselspaß. Das erinnert ein bißchen an Miss Marple und Agatha Cristie, auch in der manchmal etwas betulichen Erzählweise. Sicher kein Buch für Leser*innen, die knallharte Spannung oder einen Plot im Noir-Stil bevorzugen. Wer einen klassischen Whudunnit ohne viel Blutvergießen mag, wird zufrieden sein.