Faszinierend und klug

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Emma Cline seziert in diesem Roman nicht nur messerscharf die Oberflächlichkeit der sogenannten höheren Gesellschaftsschichten, sondern im Aufeinanderprallen ebendieser und der mit einem gänzlich anderen Hintergrund sozialisierten jungen Protagonistin, die sich daran anbiedert und zugleich hilflos verloren ist, auch gleich die Gesellschaft an sich mit ihrer Ungleichheit der Klassensysteme.

Am Ende lässt „Die Einladung“ Alex immer weiter dem Abgrund entgegen tanzen ohne Aussicht, zu entkommen. Sie reitet sich selbst immer weiter in die Scheiße, von einer misslichen Situation in die nächste. Das Mitleid mit ihr könnte sich aufgrund ihrer manipulativen Charaktereigenschaften in Grenzen halten, Sympathiepunkte gleich Null. Vor allem, weil keine Erklärung geliefert wird, Alex verhält sich so bösartig und selbstzerstörerisch, einfach nur, weil sie eben so ist. Wäre da zwischen den Zeilen dieses klugen Romans nicht noch so viel mehr. Dass Alex‘ Verhalten nämlich eben nicht von ungefähr kommt, sondern dahinter mitunter eine Überlebensstrategie stecken könnte, das wird zu keinem Zeitpunkt ausformuliert, vieles bleibt unscharf, nicht klar, „Die Einladung“ ein Roman zum Nachdenken. Und genau das ist das Faszinierende an dieser Geschichte.