Leider eine große Enttäuschung mit einem Ende, das mich ratlos zurücklässt

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Auf „Die Einladung“ hatte ich mich sehr gefreut. Im Klappentext heißt es: „Eine abgründige Geschichte von Abhängigkeit und Macht, von Manipulation und Grenzüberschreitung.“ Das klingt spannend, oder? Doch anstatt einer abgründigen Geschichte erwartete mich ein knapp über 300 Seiten langes Buch, in dem sich jede Szene wiederholt – ein ewiger Kreislauf aus Alkohol, Drogen und Gefälligkeiten für Männer.

Ich bin ehrlich gesagt sehr enttäuscht. Die Handlung dreht sich im Kreis, es ist immer dasselbe. Wieder ein fremdes Haus, ein fremder Mann, Tabletten, Drogen und Alkohol. Ich hätte mir ehrlich gesagt etwas mehr Spannung gewünscht. Die Handlung läuft insgesamt einfach zu glatt, zu eintönig ab. Eine schlechte Erfahrung in den Hamptons wäre interessant gewesen, um der Eintönigkeit zu entkommen und etwas Spannung einzubringen.

Charakterlich hatte ich eine intelligente Frau erwartet, die sich von Männern aushalten lässt und diese geschickt manipuliert. Kurz und knapp: Ich hatte ein perfides Miststück erwartet. Intelligent, clever und böse. Alex hingegen hat überhaupt keine eigene Persönlichkeit. Sie ist abgestumpft und ausgebrannt. Ihr Intellekt konnte auch nicht sonderlich überzeugen. Alex passt sich jedem Mann bis zur völligen Selbstauslöschung an. Die brave Vorzeigefrau oder der Seelentröster für einen Teenager - alles kein Problem. Alex schlüpft problemlos von Rolle zu Rolle. Von ihr selbst bleibt nichts übrig. Alex kam mir vor wie ein Geist, nur eine leere Hülle ihrer selbst. Ich hätte mit ihrer Darstellung leben können, wenn die Autorin dem Leser Einblick in die Gefühle der Protagonistin gegeben hätte. Was ist passiert, dass Alex zu so einem gleichgültigen Menschen ohne jegliche Moralvorstellung geworden ist? Ein Trauma, Misshandlung, früh von Zuhause weggelaufen? Man wird es nie erfahren. Ebenso offen bleiben viele andere Fragen.

Irgendwann blättert man ganz plötzlich die letzte Seite um. Mein einziger Gedanke: Das soll es jetzt gewesen sein? Das Ende des Buches lässt mich einfach nur ratlos zurück. Auf was hat die Autorin über 300 Seiten lang hingearbeitet? Aber da ist sie, die letzte Seite. Mit einem Ende, das völlig nichtssagend ist.

Positiv hervorheben kann ich den Schreibstil der Autorin sowie die Übersetzung des Buches. Die Geschichte lässt sich locker und leicht lesen. Emma Cline lässt zu Beginn der Geschichte viele Bilder im Kopf entstehen. Am Anfang konnte die Autorin mich auch gut unterhalten. Alex Spur der Verwüstung holt sie in diesem Sommer ein. Die Autorin baut dadurch geschickt ein Gefühl von unterschwelliger Gefahr ein. Nach „The Girls“ war ich unglaublich gespannt auf das neue Werk von Emma Cline und habe es mit Spannung erwartet. Schweren Herzens muss ich sagen, dass mich das Buch insgesamt sehr enttäuscht zurückgelassen hat. Da die Autorin einen vielversprechenden Beginn des Buches geschaffen hat und mich zumindest zu Anfang noch gut unterhalten konnte, vergebe ich 2 Sterne.