Pfad der Verwüstung

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Alex schmarotzt sich durchs Leben. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Schon in der Stadt hat sie sich von Männern aushalten lassen und sie zum Dank noch bestohlen. Sie hat in einer WG gewohnt ohne Miete zu zahlen und sich einfach an allem bedient. Inzwischen meint es das Leben nicht mehr so gut mit ihr. Ein Lichtblick ist Simon, der sie mit in die Hamptons nimmt. Alex glaubt, der Stadt und den dortigen Problemen entfliehen zu können. Doch dann schmeißt Simon sie raus und sie nimmt ihren Pfad der Verwüstung wieder auf.
„Die Einladung“ von Emma Cline konnte mich nicht richtig überzeugen. Alex war mir durchweg unsympathisch. Die Haltung, die sie an den Tag legte, dieses keinerlei-Verantwortung-übernehmen und nur auf den eigene Vorteil aus sein, kann ich in der Realität schon kaum aushalten, in der Fiktion ist das aber ok. Warum es mir hier nicht gelang, kann ich nicht sagen, ich musste jedenfalls immer wieder mit den Augen rollen. Ihr Maß an Manipulationsgeschickt war für mich nicht nachvollziehbar. Aber die Macht, die bestimmte Kreise und vor allem die Männer, die darin wandeln, besitzen, fand ich gut geschildert.
Passend zu Alex sind viele lose Enden geblieben. Sie selbst interessiert sich nicht dafür, was nach ihrem Abgang passiert und so erfahren wir auch nicht wie die Menschen, die einen kurzen Augenblick von Bedeutung für sie waren, mit dem Chaos umgehen und wie sie das Aufräumen bewältigen. So wie Alex sich selbst nicht richtig wahrnimmt, flimmert auch nur ein vages Bild von ihr vor meinen Augen. Ich kann sie nicht greifen, sie flutscht mir mit ihrer Anpassung, die keine eigene Persönlichkeit enthält, immer wieder durch die Finger.
Sprachlich war es ok, nicht überragend, einige gute Bilder und ein gelungener Sprachfluss haben mich weiterlesen lassen, aber es hat sich dennoch kurzweilig angefühlt. Ich kann nicht behaupten, dass es einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen hat.