Die spannende Geschichte einer Ikone

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bakerstreetbabe Avatar

Von

"Die einzige Frau im Raum" erzählt die Geschichte der Schauspielerin und Erfinderin Hedy Lamarr. Marie Benedict beginnt mit ihrer Erzählung im Jahr 1933, als Hedwig Eva Maria Kiesler als "Sissi" auf der Bühne steht und vom Waffenhändler Fritz Mandl umworben wird. Ihre Ehe, Ihre Flucht nach Hollywood und Ihre Arbeit als Erfinderin werden im Buch fokussiert und näher beleuchtet.

Von den ersten Zeilen der Leseprobe an hat mich der Schreibstil von Marie Benedict in den Bann gezogen. Ohne zu schwülstig zu werden, erschafft sie ein lebendiges Bild der handelnden Charaktere und ihrer Umgebung. Das Buch las sich deshalb sehr schnell und es fiel mir schwer, es zwischendurch aus der Hand zu legen. Allerdings gilt das insbesondere für den ersten Teil des Buches - hier werden ihr Leben und ihre Sorgen an der Seite von Fritz Mandl recht detailliert beschrieben, sodass man als Leser sehr mit ihr fühlt. Im zweiten Teil entsteht aber eine größere Distanz - große Abschnitte ihres Lebens werden übersprungen, anderen, darunter ihren Liebschaften, merkwürdig viel Raum gegeben. Die Autorin schildert eher in 1-2 kurzen Sätzen, wie Hedy sich fühlt, als dass sie es uns in einer Szene zeigt. So wird ihre Tätigkeit als Erfinderin zunächst in einem Nebensatz aufgegriffen und erst einige Zeit später erneut thematisiert. Es ist natürlich logisch, dass auch ein Abschnitt ihrer Lebensgeschichte nicht vollständig im Detail thematisiert werden kann - allerdings hätten dem Buch 50-100 Seiten Raum mehr für den zweiten Teil gut getan.

Bei einer Geschichte über eine real existierende Person spielt für mich auch die faktentreue beziehungsweise die Einordnung der fiktionalen Elemente eine Rolle. Die Autorin selbst gibt gegen Ende des Buches eine kurze Einordnung - allerdings lässt diese aus meiner Sicht wichtige Fakten aus. Es ist verständlich, dass im Buch selbst die Errungenschaften der Hauptcharakterin besonders hervorgehoben werden. Jedoch gingen ihrer Erfindung wohl einige andere voraus oder wurden etwa zeitgleich entwickelt, manche mit einer sehr ähnlichen Idee der Umsetzung. Das macht ihre Arbeit aber nicht weniger beeindruckend und ihre Geschichte nicht weniger erzählenswert. Daher hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin - zumindest in ihren Anmerkungen - eine bessere Einordnung vorgenommen und den wissenschaftlichen Prozess, bei dem Neuentwicklungen aufeinander basieren aber auch zeitgleich stattfinden können, mehr gewürdigt hätte.

Dennoch finde ich es großartig, dass die "andere Seite" der immer noch vor allem für ihre Schönheit bekannten Hedy Lamarr durch dieses Buch aufgegriffen wird und mehr Beachtung findet. Allen, die mehr über die Schauspielerin und Erfinderin erfahren möchten, würde ich dieses Buch als Einstieg empfehlen - mit einem kritischen Blick auf die tatsächlichen Fakten. Es freut mich, dass es noch weitere Bücher dieser Reihe gibt, die lange unbeachtet gebliebenen Frauen eine Bühne gibt, und werde sicher auch diese lesen.