Einblick in das Leben eines Stars, mit all seinen Schattenseiten

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maesli Avatar

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Die Schönheit von Hedy Kiesler führte sie zu einer kometenhaften Schauspielkarriere in Wien und 1933 zur Heirat mit dem österreichischen Waffenhändler und reichsten Mann des Landes Friedrich Mandl. Ihre jüdische Abstammung verleugnend erhoffte sie durch diese Verbindung Schutz für sich und ihre Eltern vor den nationalsozialistischen Judengesetzen.
Doch die Ehe verlief alles andere als harmonisch, Mandl entpuppte sich recht bald als Despot, der sie ihrer Freiheit beraubte und sie als Ausstellungsstück für seine politischen und wirtschaftlichen Interessen missbrauchte.
Im Jahr 1937 verließ sie ihren gewalttätigen Ehemann und floh über Paris und London nach Hollywood. Dort wurde sie unter den Fittichen des mächtigen MGM Bosses Mr. Mayer zu Hedy Lamarr, dem weltberühmten Filmstar. Was keiner wusste: Sie war Erfinderin. Und sie hatte eine Idee, die der U.S. Navy helfen sollte, ihre Flotte im Einsatz gegen die deutsche Marine noch stärker zu machen. Doch ihre Schönheit machte ihr einen Strich durch die Rechnung.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Die Biografie von Hedy Lamarr ist ein sehr guter Roman. Marie Benedict lässt die Protagonistin selbst zu Wort kommen und ihr Leben im Zeitfenster 1933 – 1942 erzählen. Das ist sehr ansprechend und überzeugend dargeboten. Hedy, die in sehr jungen Jahren schon ein großer Theaterstar in Wien war, war Jüdin, eine Tatsache, die sie bis zur Machtübernahme von Hitler in Deutschland selbst gar nicht so wahrgenommen hatte. Doch ihr Vater hatte die Gefahr erkannt und als der reichste Mann Österreichs um ihre Hand anhielt, hoffte er, durch die Verbindung das Leben der Tochter und der Eltern in Sicherheit zu wissen.
Wie sich mit dieser Verbindung das Leben des einstigen Bühnenstars veränderte, konnte niemand wissen. Für Hedy verwandelte sich ihr Leben als erfolgreicher Bühnenstar in eine Ehefrau, die den Launen und der Brutalität des Ehemannes hilflos ausgeliefert war. Als Ausstellungsstück, als weiterer schmückender, seelenloser Einrichtungsgegenstand, ein Statussymbol, gab ihr Mann bei gesellschaftlichen und politischen Verpflichtungen mir ihr an.
Sehr interessant und aufschlussreich sind die politischen Hintergründe dieser Zeit in den Roman aufgezeigt. Österreich bangt um seine Unabhängigkeit und fürchtet die Gefahr einer Annexion durch Hitlerdeutschland. Nachdem ich ein wenig im Internet recherchiert habe, sind die Erlebnisse auf wahre Begebenheiten zurückzuführen und dieser Geschichtsunterricht lässt mich durchaus nicht unbeeindruckt.
Im zweiten Teil des Buches wird Hedys Flucht nach Hollywood und ihr Aufstieg zum Hollywoodstar erzählt. Die Person Hedwig Kiesler und Hedy Mandl verschwinden somit aus der Bildfläche.
Auch in diesem Buchteil sind die geschichtlichen Ereignisse geschickt in die Handlung eingebunden, wenngleich Hedys Schauspiellaufbahn und ihre Popularität in den USA im Vordergrund stehen. Erstaunt lese ich, dass Amerika nicht judenfreundlich eingestellt war, dass Menschen ihre jüdische Abstammung verleugneten. Das hatte ich, zumindest was die großen europäischen Künstler und Wissenschaftlern betrifft, anders in Erinnerung.
Was allerdings im vorliegenden Roman kaum Platz findet, ist Hedy Lamarrs Erfindung eines ferngesteuerten Torpedosystems, das sich durch hohe Treffsicherheit auszeichnete und dessen Frequenzen störungssicher waren. Erst knapp 50 Seiten vor dem Ende wird über ihr wissenschaftliches Talent geschrieben. Das entwickelte „Frequenzsprungverfahren“, ein Gerät das Informationen über Funkfrequenzsequenzen übermitteln und dafür sorgen konnte, dass die Frequenz wechselte, meldet Hedy Lamarr zusammen mit Georg Antheil beim Patentamt an und stellt es der U.S. Navy vor. Die Ablehnung kam mehr als überraschend.

Fazit
„Die einzige Frau im Raum“ von Marie Benedict ist ein biografischer Roman über die Österreicherin Hedy Kiesler, Star am Theater an der Wien, die nach einer kurzen Ehe mit dem österreichischen Waffenhändler Fritz Mandl nach Amerika flieht und dort der gefeierte Hollywoodstar Hedy Lamarr wird.
Leider gerät die schon auf dem Buchcover angekündigte Idee, die die Weltgeschichte hätte verändern können, dabei vollkommen in den Hintergrund. Meine Enttäuschung darüber möchte ich nicht verbergen. Schon auf dem Cover wird ihre Entdeckung angekündigt, die manchen Leser dazu verleitet, zum Buch zu greifen. Dieser kleine Wermutstropfen hat letztendlich meine Buchbesprechung kritisch beeinflusst hat.