Hedy Lamarr - schöne Schauspielerin und ungesehene Erfinderin

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Hedy Lamarr hat einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, der viel zu wenig über sie aussagt. Hedy Lamarr war viel mehr als die begehrte Hollywood-Schauspielerin. Sie war eine mutige Frau, eine schlaue Frau, eine schöne Frau und eine bewegende Frau. Marie Benedict erzählt in „Die einzige Frau im Raum“ die rührende Geschichte von Hedy Lamarr während der NS-Zeit zwischen 1933 und 1942 und gibt damit einer starken Frauenpersönlichkeit eine Stimme und ein Denkmal.

Friedrich Mandl ist hitlernah, österreichischer Unternehmer, Waffenhändler und Lebemann, als er der jungen Schauspielerin Hedy Kiesler Avancen macht. Die Jüdin heiratet Mandl, auch um sich und ihre Familie vor Verfolgung aufgrund ihrer Abstammung zu schützen. Sie begibt sich damit eine toxische Beziehung, welche dem Frauenbild der damaligen Zeit angelehnt ist und deutlich aufzeigt, wie Potenziale von Frauen klein gehalten und ins Leere kanalisiert wurden. Hedy gelingt die Flucht nach Amerika, wo sie wieder als Schauspielerin arbeitet und gemeinsam mit George Antheil einen Beitrag zur Spreizbandtechnologie leistet und die störungssichere Funksteuerung von Torpedos erfindet. Auch weil die Erfindung einer Frau nicht erhört werden sollte, konnte ihre Idee nicht kriegsentscheidend eingesetzt werden, wird jedoch später und dann bis heute verwendet.

Die beschriebene Misogynie, der Sexismus und die weltweiten Ausmaße der Naziideologie und deren Vernichtungsfeldzug geben ein bewegendes, krudes und mahnmalhaftes Bild der damaligen Zeit. Die erzählte Story von Hedy Lamarr steht beispielhaft für Schicksale starker Frauen, die Geschichte bewegt haben und doch nur aufgrund ihrer Schönheit Bekanntheit hatten. „Für alle anderen war ich Hedy Lamarr, ein schönes Gesicht und ein geschmeidiger Körper. Nie war ich Hedy Kiesler, aufstrebende Erfinderin, wissbegierige Denkerin, Jüdin. Nie war ich die, die ich hinter den vielen Masken auf und abseits der Bühne tatsächlich war.“

Das Buch liest sich flüssig und schnell, ist sprachlich wenig anspruchsvoll. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Hedy, was ich selbst weniger gelungen finde. Dadurch erhebt sich die Autorin in eine Position, die möglicherweise als vermessen dasteht. Mit einem Blick auf Hedy statt aus Hedys Sicht hätte ich die Lebensleistung von Hedy Lamarr besser fühlen können. Trotzdem ist das Gesamtpaket ein gutes Buch und bekommt meine volle Leseempfehlung.