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Das Buch ist in der ICH-Form angelegt und so hört man Hedy quasi zu, wie sie aus ihrem Leben erzählt. 1914 geboren war sie 1933 gerade 18 Jahre alt. Blutjung, ein Backfisch noch.

Für mich, die Hedy Lamarr auch an erster Stelle als Schauspielerin kennt, war dieses Buch dahingehend interessant, was für ein aufwühlendes Leben zwischen schwerer Krise und Lebensangst und Hollywood Glamour und den Kampf um Anerkennung sie geführt hat. Dieses fast fliegende Wechsel von Deutschland nach Amerika, die Sprache zu lernen und noch zu versuchen den Akzent zu unterbuttern, weil Amerika das so wollte und nicht zu vergessen das Wichtigste. Ihre Erfindung die hätte dafür Sorge tragen können, den 2. Weltkrieg wesentlich früher zu beenden. Auf Grund männlicher Eitelkeit ist es dazu leider nicht gekommen. Das muss sie, zeit ihres Lebens sehr mitgenommen haben.

Was für ein Leben. Und das Lebenswerk halten wir hier mit unserer modernen Technik heute tagtäglich zum Teil in Händen.


Die Geschichte beginnt in Wien, Anfang der 1930er Jahre und Hedwig Kiesler steht als Sisi auf der Theaterbühne. Sie ist 18 Jahre alt. Sie hat vorher schon Filmerfahrung gesammelt und einfach ihren Weg gemacht, weil sie - was Frauen ja einfach auch in dieser Zeit zu sein hatten – übernatürlich schön ist. Wissen und Intelligenz waren da nicht wirklich vorgesehen. Die Schönheit öffnet Türen und eine Karriere als Schauspielerin. Ein Film hat ihr fast die Karriere versaut. Ein Erotik Streifen mit einer Nacktszene und einem gespielten Orgasmus, der in unserer heutigen Zeit gar nicht auffallen würde, aber damals verboten wurde. Sie sagt später selbst, dass ihr das gar nicht bewusst war, was sie da gedreht hat. Wie gesagt, sie war ziemlich jung und die Männer haben nur da Geld gewittert.

Ihr Vater sieht weitaus mehr in ihr und hat sie von Kindheit an immer ermuntert Fragen zu stellen und Wissen sich anzueignen. Hinter diesem hübschen Gesicht und der tadellosen Figur verbarg sich ein Mensch mit Erfindergeist und großem intellektuellem Wissen.

Zu ihrer Mutter hat Hedi keinen Zugang. Hart und unnahbar ist diese und es hat den Anschein, dass sie Hedys Schauspiel Attribute nicht gutheißt. Sie selbst war Konzertpianistin, hat aber zu Gunsten der Ehe diese aufgegeben. Auch diese Seite zerrt an ihr und wird auch für das spätere Leben immer wieder Fragen aufwühlen.

Hedi ist ein Freigeist. Männer sind für sie fast wie ein Spielzeug. Sie kann sie schnell für sich gewinnen und ebenso schnell wieder loswerden. Das Spiel spielt sie eine ganze Weile bis ihr auf einmal Advance gemacht wird. Der Mann ist viel älter als sie, einer der reichsten Männer Wiens und er gefällt ihr. Und das war erst einmal ihr Untergang. Die Eltern halten die Ehe für Hedy als Sicherheit hoch, da der Mann ja so ein hohes Ansehen hat gegen Hitlers Anschluss an Österreich ist und sie vor den Nazis schützen kann. Alles kommt anders. Nach der Hochzeit offenbart der Mann sein wahres Wesen und Hedi hat zu Gehorchen und Schön auszusehen und wann immer er es will ihm zu Willen zu sein. Sonst nichts.

Der Leser erfährt einiges über den WK und was so hinter den Kulissen abging zum Beispiel bei einem Abendessen im Haus von Hedy Mandl, wie sie nun nach der Hochzeit heißt.

Dazu spitzt sich die Lage für Juden in Deutschland immer mehr zu und auch Wien kriegt es langsam zu spüren. Der Vater warnt Hedi und Hedi, die sich gar nicht so sehr als Jüdin fühlt, da ihre Familie alle wichtigen Feste gar nicht so hervorhebt, versteht gerade erst ganz langsam was Hitler da tut. Durch die Ehe mit ihrem reichen mächtigen Mann, hat sie Abend für Abend einige der damaligen Zeit Angehörigen wichtigen Leute am Tisch und tut zwar Schön aussehen, aber die Ohren spitzen. Das was sie alles bei diesen Abenden aufschnappt, sorgt für die spätere Erfindung.

Ab hier dann erfahren wir, wie erfindungsreich Hedy in ihrer Not wird. Sie schafft die 2. Flucht und landet über einen ehemaligen ihr bekannten Regisseur bei MGM Hollywood und wird ein Filmstar. Sie lässt sich nicht abspeisen und verhandelt ihren Wert. Das macht Eindruck. Die seichten Hollywood Filmchen sichern ihr zwar ein Auskommen, ein Haus und Sicherheit, anderseits auch hier wieder ist sie für die Männerwelt schmuckes Beiwerk. Auch die 2. Ehe scheitert, diesmal aus unterschiedlichem Interessen. Der adoptierte Sohn (ein Flüchlingskind aus Deutschland) bleibt bei ihr. Leider wird ihr Leben in diesem Buch nicht weiter verfolgt, aber im Buch wird die Einsamkeit auch deutlich. Mal abgesehen von George Antheil, quasi ein Hausfreund hat sie bei Männern wenig Glück, die Filme die die spielt sind seichte Hollywood Streifen und ihr Herz ist und bleibt wohl zeitlebens in Österreich verwurzelt. Ich hab mal ein Interview gelesen in dem ihr Sohn erzählt das seine Mutter sehr einsam war.

Sie lernt auf einen der zahlreichen, aber ihr verpönten Hollywood Partys eine Musiker kennen, mit dem sie nach einem gemeinsamen Spiel auf dem Klavier eine Erfindung macht, die den Krieg in Europa schneller beenden könnte. Leider hört ihr auf Grund dessen, dass sie ein Frau ist niemand zu und es hilft auch nicht das ihr Partner bei dieser Erfindung eine bekannter Mann ist. George Antheil.

Der Sexismus und die Männerwelt ist auch in Amerika dieser Jahre sehr stark verbreitet und ehe das Militär ihre Erfindung aufgreift, bleiben sie lieber bei alten Waffen, die sie versuchen aufzumöbeln. Muss man sich mal vorstellen. Die haben alle ein Ziel, den WK zu gewinnen und sind zu stolz dieses zu tun, weil die Erfinderin eine Frau ist. Eine berühmte Frau. Was das alles hätte für Vorteile haben können. Wahnsinn. Die haben Hedy nicht glauben wollen und somit ging der WK weiter und Hedys Erfindung findet erst einige Zeit später ohne das sie genannt und geehrt wird nutzen. Erst viel später erhält sie Anerkennung.

Und wir dürfen uns heute daran erfreuen, denn alles was ihr an Technik in der Hand haltet, ist zum Teil auch Hedy Lamarrs Erfindung geschuldet. Am Ende verkauft sie auf der Bühne Kriegsanleihen und kann zwar so „helfen“, aber nicht so sehr, wie sie hätte können, wenn ihre Erfindung anklang gefunden hätte.

Sexismus, Kleinhalten, keine Fragen stellen, Schön aussehen: Das Frauenbild vieler, vieler Jahrzehnte und auch ist das heute noch wie in der damaligen oder noch vorheriger Zeit. Wann hört das auf?

Von daher ist das Buch ein sehr interessanter Aspekt, denn Hedi lässt sich ja nicht kleinkriegen, nicht brechen. Von daher hätte ich auch gerne mal gewusst wie es nach dem Krieg mit ihr weitergegangen ist. Schade, dass dies am Ende nicht bisschen erzählt wird. Aber ich habe in meiner Onleihe noch ein Buch über das Leben von Hedy Lamarr gefunden und werde da mal weiter lesen. Sie hat ihren Erfindungsgeist auch nie aufgegeben und noch kleinere Erfindungen gemacht. Sicher interessant und da werde ich andocken.

Das Buch ist wie gesagt in der ICH Form gehalten und so hat man beim Lesen das gute Gefühl, das Hedy selbst erzählt und man kann auch die technischen Details sehr gut verstehen. Manchmal denk dich beim Lesen, hätte Sie mal unter falschen Namen die Erfindung eingereicht, denn damals hatte sie einfach keine Chance gegen Männer. Anderseits, warum verstecken? Mit ihrer Bekanntheit, Schönheit und Intelligenz hätte Sie sehr sehr viel erreichen können, wenn man ihr zugehört hätte.