"Und zappzarapp war Österreich ein Teil von Deutschland"

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
marzipantasy Avatar

Von

Dieses Zitat aus dem Buch umschreibt ganz gut den Eindruck, den ich nach dem Lesen erhalten haben: Das nämlich das ganze Buch ganz schön "zappzarapp" ist.
In dem historischen Roman geht es um das Leben der Schauspielerin Hedy Lamarr, die zwar in Österreich geboren wurde, während des Naziregimes allerdings nach Amerika floh und in Hollywood schließlich weltberühmt wurde.
Es handelt um ihre nicht unkomplizierte Beziehung zum Nationalsozialismus, der auch in Hollywood noch ihr Leben wesentlich beeinflusst.

Dem Klappentext ist zu entnehmen, dass ein Anliegen der Autorin darin lag, die Wissenschaftlerin Hedy Lamarr a.k.a. Hedwig Kiesler ans Licht zu bringen und damit die Vielschichtigkeit ihrer Person aufzuzeigen.
Dies ist ihr meiner Meinung nach in keinster Weise gelungen. Stattdessen erscheint die Figuren Hedy Kiesler in dem Roman eher flach und unausgereift. Sehr häufig fand ich die Darstellung ihrer Person und ihrer Handlungen inkonsequent und nicht nachvollziehbar.
Generell wirkte es auf mich so, als hätte die Autorin bekannte Elemente aus Hedy Lamarrs Lebenslauf gesucht, um diese so zu füllen, dass dabei eine Geschichte entstünde. Allerdings bleiben es höchstens miteinander verbundene Punkte, die aber kein harmonisches Stimmbild ergeben.
Während die Filmnamen, Filmkollegen, ihre Liasons und v.a. ihre Kleidung und ihr Aussehen den Großteil des Buches ausmachen, werden historische Ereignisse nur eben erwähnt und auch wichtige Einschnitte in ihrem Leben erhalten viel zu wenig Raum. Es scheint wie ein Versuch, den großen Umfang der erzählten Zeit zwanghaft in eine bestimmte Form zu quetschen. Dadurch gehen allerdings sämtliche Nuancen verloren und es fehlt der Tiefgang.
Auch der Schreibstil ist eher dürftig. Das Lieblingsstilmittel der Autorin scheint die rhetorische Frage zu sein, die in fast keinem Kapitel fehlen dürfen. Diese bleiben im Wesentlichen inhaltsleer und lassen Hedy Lamarr höchstens als unsicher charakterisieren. Außerdem ist mir nicht ersichtlich, wie genau der Roman eigentlich angedacht ist: Berichtet wird zwar aus der Ich-Perspektive von Hedy Lamarr und jedem Kapitel steht ein Datum voran, aber den Charakter eines Tagebucheintrages haben die Kapitel nicht.
Insgesamt muss ich sagen, dass mich der Roman total enttäuscht hat, da ich mich für "Frauengeschichte" interessiere und es spannend finde, wenn historische Personen in einer fiktionalen Welt erscheinen. Allerdings erfordert die fiktionale Welt eben mehr als ein bloßes Aufgreifen von Fakten und dessen Aneinanderreihung. Wenigstens eins muss man dem Roman allerdings lassen: Jetzt will ich eine (gute) Biographie zu Hedy Lamarr lesen und herausfinden, aus welchen Facetten sie vielleicht wirklich bestand - denn ich habe das Gefühl, das der Roman dem nicht mal im Ansatz gerecht wird.