Eine Geschichte, hell wie ein Leuchtfeuer in der Nacht

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lenaliestzuviel Avatar

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Man nehme einen facettenreichen Charakter, sende ihn auf Reisen auf der Suche nach einer Person, der er sich verbunden fühlt - und ich bin dabei! "Die Erfindung der Sprache" hat aus meiner Sicht alles, was es für einen großartigen Roman braucht und nicht nur das Konzept, sondern auch die Umsetzung haben mich voll überzeugt.

Adam Riese (welch genialer Name!) ist Doktor der Sprachwissenschaft, stammt aus Ostfriesland, lebt in Berlin und hat eine verrückte Familie. Dazu gehören absolut liebenswerte Personen wie seine Großmutter Leska, die für ihren Mann ihre Heimat im Riesengebirge verlassen hat und seitdem mit ihm auf einer kleinen Insel im Wattenmeer eine Bäckerei führt, die nicht nur ostfriesisches, sondern auch tschechisches Gebäck anbietet. Dazu gehören traurige Personen, wie seine Mutter, die einst Radiomoderation war und inzwischen kein Wort mehr spricht - und verschwundene Personen wie sein Vater, der sich irgendwie in Luft aufgelöst hat. Doch die Rieses haben gelernt, damit zu leben, bis Adams Mutter eines Tages in einem Buch eine Spur auf ihren Mann entdeckt - worauf es an Adam ist, das Rätsel um dessen Verschwinden zu lösen. Mit dabei ist Zola Hübner, die Autorin des besagten Buches, welche Adam dabei hilft, seine Komfortzone zu verlassen und das Netz der Spuren immer weiterzuverfolgen.

Als Leser hat man immer mal wieder das Glück, einer Figur zu begegnen, die einem wie aus dem Herzen geschrieben zu sein scheint und so ging es mir mit Adam. Er ist das genaue Gegenteil der aufgedrehten Zola und trotzdem ergeben sie ein hervorragendes Team, wenn es um die Suche nach dem Mann geht, der ihre Leben geprägt hat. Die Geschichte selbst wird dabei mit jedem Kapitel spannender, denn man erfährt nicht nur mehr über den Verbleib von Adams Vater, sondern auch mehr über seine Vergangenheit, seine Familie und dass nicht immer alles so einfach ist, wie es scheint. Alle Charaktere sind dabei nicht nur absolut liebenswert, sondern auch facettenreich und tragen so zu einer unterhaltsamen Handlung bei.

Trotz mancher schwierigen Themen ist "Die Erfindung der Sprache" ein relativ unbeschwertes Buch, das nicht in etwa in depressiven Gedanken versinkt, sondern vielmehr hoffnungsfroh in die Zukunft blickt. Auch in aussichtslosen Situationen scheinen die meisten der Charaktere wirklich optimistisch zu bleiben, was ich bewundere. Es ist eine Ermutigung dazu, die Hoffnung nicht so schnell aufzugeben.

Ein Highlight war für mich auch die Ungezwungenheit der Geschichte. Während andere Autoren krampfhaft bestimmte Elemente einbinden, damit sich ihr Buch besser verkauft, belässt es Anja Baumheier bei dem, worum es eigentlich geht und so wirkt alles sehr natürlich und harmonisch. Eine uneingeschränkte Empfehlung also von meiner Seite!