Eine herrlich skurrile und zugleich sprachgewaltige Familiengeschichte

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Bei diesem Roman haben die maritime Covergestaltung und der Name der Autorin, von der ich schon weitere Bücher kenne, gleich mein Interesse geweckt. Spielten ihre letzten Bücher in der ehemaligen DDR ist der Haupthandlungsort diesmal aber die fiktive kleine ostfriesische Insel Platteoog.

Dort, bzw. in der Klinik am Festland, wird der Protagonist Adam Riese Ende der 80er Jahre als lang ersehntes Wunschkind geboren. Er kommt einige Wochen zu früh auf die Welt und fängt dann auch erst mit zwei Jahren das Sprechen an, aber dafür sofort in vollständigen Sätzen. Mit Sprache kann er schon als kleines Kind gut umgehen, mit anderen Menschen kann er jedoch abgesehen von seiner gleichaltrigen Freundin und seiner Familie, sowie wenigen anderen Inselbewohnern, nichts anfangen. Die alle umsorgen den besonderen Jungen mit den autistischen Zügen sehr liebevoll, allen voran seine tschechische Großmutter mit ihren deftigen Speisen, aber auch sein Vater Hubert, der immer wieder skurrile Erfindungen macht, um Adam und anderen das Leben zu erleichtern. Hubert entwickelt sich aber auch immer mehr zum Verschwörungstheoretiker und Aluhut und verschwindet irgendwann einfach aus dem Leben seiner Familie, was vor allem Adams Mutter Oda nie verkraftet hat. Als sie dann in einer Buchhandlung auf ein Buch stößt, in dem eine von Huberts Erfindungen erwähnt wird, reißen die alten Wunden wieder auf und Oda bricht komplett zusammen. Daher muss Adam seinen Vater nun wiederfinden, auch wenn er seine gewohnte Umgebung, mittlerweile ist er Sprachwissenschaftler in Berlin, nur ungern verlässt. Aber immerhin hat die Zahl sieben eine beruhigende Wirkung auf ihn, was er immer wieder nutzt, um sich selbst zu überwinden und mit Hilfe des Buches, in dem die Erfindung seines Vaters erwähnt wurde, stößt er auch auf dessen Verfasserin, die ihn bei seiner Suche unterstützt und einen positiven Einfluss auf Adam ausübt.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Außer, dass ebenfalls eine Familie im Mittelpunkt steht, hat er zwar wenig mit den vorangegangenen Büchern der Autorin gemeinsam, aber die einzelnen Charaktere sind zwar alle auf ihre Weise etwas skurril, aber zu gleich sehr liebenswert ausgestaltet. Lange ist absolut unklar, was mit Adams Vater passiert sein könnte und so bleibt die Spannung erhalten. Die sprachliche Gestaltung passt sehr gut zum Inhalt, es kommt auch immer wieder zu Anspielungen und Zitaten und die Autorin weiß mit der deutschen Sprache umzugehen. So ist ein nicht ganz gewöhnlicher, aber sehr lesenswerter Roman entstanden, den ich gerne weiterempfehle.