Nicht DER Adam Riese

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tochteralice Avatar

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Also nicht der vielzitierte Vater des modernen Rechnens, sondern einer, der einfach denselben Namen trägt, steht im Fokus dieses Romans. Er lebt auf der ostfriesischen Insel Platteoog, die etwas ganz Besonderes ist - der Leser wird sukzessive mit deren Bewohnern, vor allem jedoch mit Adams Familienmitgliedern bekannt gemacht. Wir erhalten ausführlichen Einblick in seine Familiengeschichte, zumindest mütterlicherseits. Väterlicherseits hingegen bleibt vieles nebulös, denn sein Vater Hubert taucht dort eines Tages auf, um sich des Leuchtturms anzunehmen und bleibt vor allem wegen Oda. Einige Jahre später werden die beiden Adams Eltern und weitere Jahre später verschwindet Hubert spurlos.

Während aus Adam, der gewissermaßen ein Sonderling ist - es ist, so denke ich, nicht ganz verkehrt, ihn als eine Art Autisten zu bezeichnen, ein Sprachwissenschaftler wird, verzweifelt seine Mutter am Verschwinden ihrer großen Liebe . Und zwar so sehr, dass sich irgendwann für Adam die Notwendigkeit zu handeln ergibt. Und die führt ihn aus Berlin, wo er mittlerweile lebt und an der Uni arbeitet, fort in die große weite Welt - zuletzt in die Bretagne. Wo er vieles erfahren und manches regeln kann und lernt, dass Familie auch ein Gefühl sein kann.

Ein bisschen hat der Roman etwas von einem Kinderbuch für Erwachsene - die Handlung ist wild, verwegen und frech, ebenso wie Sprache und Stil. Gewissermaßen etwas von einer männlichen Pippi Langstrumpf mit deutlich mehr Nebencharakteren. Meiner Ansicht nach schießt Autorin Anja Baumheier jedoch nicht nur einmal über das Ziel hinaus, denn Romane für Erwachsene dürfen zwar natürlich auch wild und verwegen sein, es sollte aber alles passen, Struktur haben und gewissermaßen zielführend sein. Das ist es aus meiner Sicht hier nur teilweise, wobei auch einige Erzählstränge für mich keinen richtigen Sinn ergeben. Anja Baumheier pflegt zudem einen sehr originellen Sprachstil, der teilweise amüsant, oft aber auch einfach nur anstrengend ist, wie ich finde.

Ein Roman mit spannenden und vielversprechenden Ansätzen, der jedoch deutlich zu viele Purzelbäume schlägt!