Sprachgefühl

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
kkruse Avatar

Von

"Die Erfindung der Sprache" ist ein gefühlvoller Roman über die emotionale Kraft der Sprache und der zwischenmenschlichen Kommunikation, die mit und ohne Worte funktionieren kann. Protagonist dieses Romans ist Adam, der sich schwer mit Beziehungen zu anderen Menschen tut. Er lebt viel lieber in seiner eigenen Welt, in der Sprache und Wörter eine ganz entscheidende Rolle spielen. Diese Sprachverliebheit spiegelt sich auch im Schreibstil der Autorin wieder, das der Text voller Wortneuschöpfungen, Sprachspielen und reich an Adjektiven ist. Dadurch werden dem Leser vor allem Adams Sinneseindrücke eindringlich vermittelt, der seinem autistisch anmutendem Charakter gemäß seine ganze Umwelt sehr sensibel und aufmerksam wahrnimmt. So wird einem beim Lesen bewusst gemacht, dass man auch in seinem eigenen Alltag auf die leisen Details achten sollte und nicht immer nur "große Töne spuken" muss.
Doch nicht nur sprachlich ist der Roman besonders. Es tauchen zahlreiche skurrile Charaktere auf, von denen mir die resolute Großmutter Leska am meisten gefallen hat. All diese Figuren kämpfen aber alle auf ihre eigene Art mit den Problemen der verbalen und auch non-verbalen Kommunikation und den dadurch bedingten Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Autorin schildert die Haupthandlung, Adams Suche nach seinem verlorenen Vater, sehr emotional und sensibel, wobei aber auch immer ein Augenzwinkern dabei ist und man so manches Mal aufgrund der skurrilen Situationen und den Charakteren mit ihren Marotten schmunzeln muss.
Einzig ziehe ich einen Stern ab, da es mir sprachlich manchmal zu ambitioniert schien und z.B. ein paar weniger Adjektive dem Lesefluss gut getan hätten. Nichtsdestotrotz war der Roman ein großes Lesespaß und reines "Sprachgefühl"!