Tolles Sommerbuch

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chocalaccino Avatar

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Von „Die Erfindung der Sprache“ von Anja Baumheier versprach ich mir, ohne den Klappentext gelesen zu haben, aufgrund des schönen Titels und der schönen sehr passenden Covergestaltung, ein völlig anderes Buch als es mir dann letzten Endes serviert wurde.
Trotzdem wurde ich von diesem Buch nicht enttäuscht, es ist mit Wortwitz geschrieben, liest sich sehr flott und man fühlt sich ein bisschen wie als wäre man in der Familie der Platteooger angekommen.

Das Buch erzählt in zwei Erzählsträngen über die Vergangenheit, die Vorgeschichte von der Familie des Hauptprotagonisten Adam Riese und von der Gegenwart. Beide Stränge drehen sich um Adams Familie, der eine beginnt vor der Wende, wir lernen Adams Großeltern und seine Mutter kennen. Der zweite Erzählstrang beginnt mit Adam als erwachsender Mann. So verflechten sich die Geschichten immer mehr und Lücken füllen sich.

Adam ist besonders, er spricht erst mit zwei Jahren. "Mit dem Jungen läuft etwas nicht so, wie es soll.", sagt man, da auch die soziale Interaktion etwas sehr schweres für ihn zu sein scheint. Dafür liebt er die Zahl sieben umso mehr, Listen müssen immer sieben Punkte haben, seine Tasche wird mit sieben Dingen ausgestattet.
Er wächst, gut behütet und mit viel Liebe umsorgt, besonders von seiner tschechischen Großmutter Leska, auf der (fiktiven) ostfriesischen Insel Platteoog auf.
Adams Vater Helmut kam als Zugezogener auf die Insel, um den Leuchtturm der Insel zu restaurieren. In diesem Leuchtturm richtet er Adam einen Rückzugsort ein, für ihn ganz alleine. Die beiden verstehen sich gut, doch kurz nach Adams 13tem Geburtstag verschwindet Helmut plötzlich, Adams Mutter verstummt durch die Trauer.

Jahre später findet er durch seine Mutter das Buch „Die Erfindung der Sprache“, davon hat Helmut doch immer gesprochen? Durch diesen Hinweis macht sich Adam auf die Suche nach Helmut, es beginnt eine Reise in der er sehr oft über sich hinaus wächst und mehr und mehr zu sich selbst findet.

Anja Baumheier schafft es mich von Anfang an in die Geschichte reinzuziehen, ihre Fähigkeit mit Wörtern umzugehen ist gewaltig.
Ich bin nicht so sprachgewaltig und mir fehlen wie immer die passenden Worte um dieses Buch zu beschreiben, deswegen zähle ich einfach einmal auf was mir gefallen hat:

1. Das Gemeinschaftsgefühl der Platteooger
2. Die Entwicklung von Adam
3. Großmutter Leska, mit ihren Kochkünsten und der vielen Liebe
4. Oda, Adams Mutter, die verstummt und trotzdem so viel zu sagen hat
5. Leuchtturmliebe
6. Die Erfindung der Sprache auf so vielen Ebenen
7. so viele tolle Rilke Zitate!

Natürlich sieben Punkten 😊

Dieses Buch war für mich einfach der reine Lesespaß, genau das was ich gerade gebraucht habe und ja, die ausschweifenden Teile der Geschichte muss man mögen, haben für mich die Geschichte aber erst so richtig rund gemacht.

Nichts desto trotz kann ich dem Buch nur 4 von 5 Sternen geben, da mir die Wortwahl bzw die Vergleiche mitunter nicht gepasst haben. Zum einen muss ich heutzutage keinen Harry Potter Vergleich mehr nehmen, wenn es doch so viele tolle andere Charaktere aus Büchern gibt, die man hier hätte nehmen könne (kennt ihr zB. Erkental? Da hätte man auf jeden Fall einen Vergleich gefunden.), besonders, oder gerade aufgrund der berechtigten Diskussionen um die Autorin JKR.
Zum anderen finde ich die Wortwahl zum Anfang in einer Szene sehr rassistisch und auf gar keinen Fall angemessen oder zeitgemäß.

Also wie gesagt, dies war das erste Buch das ich von Anja Baumheier gelesen habe und ich weiß jetzt schon, das es nicht mein letztes gewesen sein wird.