Das Leben nehmen wie es kommt

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verenam Avatar

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Timur Aslan ist frustriert. Er sitzt in einer Kleinstadt fest, in der er schon sein ganzes Leben verbracht hat. Seinem Traum ein großer Star-Journalist zu werden ist er auch noch keinen Schritt näher gekommen. Stattdessen muss er unbedeutende Artikel über Hühnerzüchter und Kegelclubs schreiben, die maximal 70 Wörter umfassen dürfen. Doch selbst die sind für Timur manchmal schwer zu finden. Seine alten Freunde dagegen leben ein aufregendes Leben, was sie täglich mehrmals auf Instagram posten. Von Neid erdrückt hofft Timur nun auf ein Volontariat, das ihn in seiner Karriere nach oben bringt. Auf der Suche nach einem passenden Bewerberartikel stößt er auf Anette, eine alte Frau im örtlichen Altersheim. Denn er hat erfahren: Sie hat ein Geheimnis.

Der Roman ist wirklich sehr gut geschrieben, flüssig und mit Witz und damit leicht zu lesen. Timurs Gefühle werden sehr klar transportiert und die Sprachfärbung wird immer wieder den einzelnen Charakteren angepasst. Beides macht die Geschichte authentisch und damit sehr lebendig.
Das verwendete Schweizerdeutsch fand ich stellenweise allerdings etwas holprig, nicht weil ich es nicht verstehe, sondern gerade weil mir die Sprache relativ geläufig ist. Es bessert sich aber nach ein paar Dialogen und vermittelt trotz allem einen guten Eindruck der Szene.
Von der Handlung kann man gegen Ende des Buches möglicherweise etwas ernüchtert sein, aber dann sollte man sich die eigentliche Botschaft, die auch Timur am eigenen Leib erfährt, ins Gedächtnis rufen.
Wir lesen hier über das Leben einer alten Dame, die viel in ihrem Leben erlebt hat, aber doch auch mit viel typischen Sorgen, wie Trennung oder fehlender Gleichberechtigung, zu kämpfen hatte. Sie hat, genau wie Timur, immer nach dem großen Etwas gesucht, das das Leben besonders macht. Jedoch hat sie schließlich erkannt, dass das Leben eben nicht eine Aneinanderreihung von Sensationen ist und auch nicht sein muss.
Wenn man mal ehrlich ist, ist das doch eine sehr beruhigende Botschaft.