Unterhaltsam

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Timur will erfolgreicher Journalist werden und sich mit den großen Themen befassen. So richtig ist das allerdings nicht vereinbar mit seinem Job in der Lokalredaktion einer Kleinstadtzeitung. Während seine Freunde auf Social Media ihr großartiges Leben präsentieren, schreibt Timur Artikel über Hühnerzüchter und Kegelclubs - nicht besonders aufregend. Sein Bekannter Benjamin arbeitet bei der Hauptredaktion und hat Timur versprochen, ihn zu unterstützen dort ein Volontariat zu bekommen, doch dafür braucht er einen großen Artikel. Im Rahmen der Berichterstattung über einen Rentner-Kegelclub trifft Timur auf die 79jähringe Annette, die von sich behauptet, den Dosenöffner erfunden zu haben. Timur ist zunächst skeptisch, lässt sich aber auf die Geschichte ein und findet weit mehr, als eine große Story.

Tarkan Bagcis Roman "die Erfindung des Dosenöffners" wird recht euphorisch als "sehr gutes Buch" (Klaas Heufer-Umlauf) und "eine Familienpizza mit Käse im Rand [...] und vier verschiedene Sorten Monster Slush" (Giulia Becker) angekündigt. Das weckt natürlich hohe Erwartungen, die der Roman aus meiner Sicht nicht ganz erfüllen kann.
Timur ist ein sehr sympathischer Typ,in den man sich gut hinein versetzen kann. Die Art und Weise, wie Bagci seine Geschichte erzählt ist unterhaltsam, modern und super eingängig. Allerdings kratzt die Geschichte aus meiner Sicht zu stark an der Oberfläche. Viele Dinge werden angesprochen, ohne tiefer thematisiert zu werden. Das fand ich sehr schade, da nicht alle Potenziale ausgeschöpft werden. Hier funktioniert Literatur aus meiner Sicht einfach etwas anders als Fernsehen, sie ist einfach tiefgründiger.

Nichtsdestotrotz hat es Spaß gemacht das Buch zu lesen, es hat mich aber einfach auch nicht vom Hocker gehauen.

Was mich etwas gestört hat, aber eher im Verantwoetungsbereich des Verlags liegt, ist der sehr großzügige Umgang mit den Seiten, es wirkt, als hätte das Buch krampfhaft dicker werden müssen. Dabei dürfen gute Bücher durchaus auch dünn sein.

Insgesamt hat mir Tarkan Bagci mit "Die Erfindung des Dosenöffners" einige unterhaltsame Lesestunden beschert. Gesellschaftliche Problematiken werden angesprochen, aber nicht tiefergehend behandelt. Wer also eher unterhalten werden will, der kann unbesorgt zu diesem Buch greifen.