Wenn aus falschem Ehrgeiz echte Leidenschaft wird

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marialein Avatar

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"Timur Aslan (20), geboren mit Ambitionen.
Seitdem ist nicht viel passiert."

Wie der junge Timur sich selbst und seinen aktuellen Lebensabschnitt beschreibt, spricht wohl für sich. Als ehrgeiziger Journalist bei einer regionalen Zeitung hängt er für seinen Geschmack schon viel zu lange in der Lokalredaktion seiner kleinen Heimatstadt fest. Alle seine Freunde scheinen es „geschafft“ zu haben, nur er beschäftigt sich mit langweiligen Hühnerzüchtervereinen und Rentnerkegelclubs.

Seine Hoffnung ist, mithilfe eines Volontariats, das ihm sein Journalistenkollege Benjamin verschaffen soll, endlich auf der Karriereleiter aufzusteigen. Doch Benjamin meint, dafür braucht Timur erst einmal eine eigene richtig große Story. Wie soll Timur so schnell an eine spannende Geschichte kommen?

Da kommt ganz unverhofft die Geschichte zu ihm – in Form der Greisin Annette, die behauptet, den Dosenöffner erfunden zu haben. Die beiden vereinbaren einen Handel – Timur schiebt Annette mit ihrem Rollstuhl, wohin sie will, und Annette erzählt ihm dafür ihre Geschichte. Ziemlich geschickt bekommt sie es hin, dass Timur sie sogar in die Schweiz fährt, um endlich den Rest der Geschichte zu erfahren. Dabei stellt Timur fest, dass der Erfolg der Story für ihn langsam an Bedeutung verliert, während sein persönlicher Bezug dazu immer wichtiger wird.

Der Roman ist in erster Linie sehr witzig, weil Timur sich selbst nicht so ernst nimmt und alles, was ihm so widerfährt, sehr humorvoll und locker beschreibt. In zweiter Linie ist er aber auch sehr weise, da er dem Leser vor Augen führt, worauf es im Leben ankommt. Tatsächlich geht es im Leben nicht darum, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer bestimmten Stelle anzukommen – sondern das, was man tut, mit Freude und Überzeugung zu tun.

„Die Erfindung des Dosenöffners“ ist eine lustige, aber auch zu Herzen gehende Geschichte über Erkenntnisse, die wir alle im Laufe des Lebens machen sollten – manche früher, manche später. Der Roman ist schnell gelesen, hinterlässt aber ein schönes, warmes Gefühl. Sehr empfehlenswert als aufbauende Lektüre zwischendurch!