Anders als erwartet

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maehappel Avatar

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Die ersten Seiten dieses Buches bilden einen sehr vielversprechenden und bildreichen Einstieg – äußerst passend zu einer Geschichte über Malerei. Die Figuren werden mit griffigen Bildern vorgestellt. Auch die Ortsbeschreibung ist sehr akkurat. So kann man sich gut ins Paris des Jahres 1911 hineindenken.
Dieser historische Roman ist laut Klappentext gleichzeitig Krimi und fiktionales Geschichtsbuch. Darum dachte ich, als Krimi- und Paris-Fan hier auf meine Kosten zu kommen.
Leider hat sich der Roman, für mich, als eher blutleer erwiesen. Es ist eben kein ausgefeiltes Kriminalstück in der Tradition eines Simenon. Und auch die Darstellung der berühmten Personen ist meiner Meinung nach zu blass geraten. Man spürt zu sehr den der Wahrheit verpflichteten Journalisten und zu wenig den phantasievollen Romancier.
Als mir das im ersten Drittel des Buches klar wurde, habe ich kurz überlegt, es nicht weiter zu lesen. Nach ein paar Tage und einer geänderten Erwartungshaltung habe ich es doch wieder zu Hand genommen. Kein Detektivroman, sondern ein mit Augenzwinkern verfasster Blick auf die Belle Époque. Ich habe vielleicht diesen neuen Zugang gebraucht, so wie man manchmal einen zweiten Blick auf ein Kunstwerk wirft, und erst dann richtig sieht.