Anspruchsvoller kunsthistorischer Roman

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August 1911: Die Mona Lisa ist aus dem Louvre verschwunden. Die Welt ist in Aufruhr. Hauptkommissar Juhel Lenoir wird mit dem Fall beauftragt. Bald führen ihn seine Ermittlungen nicht nur in die Pariser Boheme, sondern auch auf die Spuren der anarchistischen Bonnot-Bande und der finsteren Machenschaften des britischen Okkultisten Aleister Crowley.

Tom Hillenbrands Roman „Die Erfindung des Lächelns“ beschwört in atmosphärischer, bildreicher Sprache das Paris der Belle Époque herauf und erzählt brillant recherchiert und kunsthistorisch gewandt die Geschichte des Raubs der Mona Lisa Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Teilweise in humorvoll-ironischem Stil werden unterschiedlichste Persönlichkeiten dieser Epoche in ihrem Alltag begleitet, unter anderem der Maler Pablo Picasso, sein Freund Apollinaire, die Tänzerin Isadora Duncan und ihre Geliebte, die russische Anarchistin Jelena. Die Hauptfiguren sind auf komplexe und vielschichtige Art und Weise miteinander verwoben und die Erzählweise aus unterschiedlichen Perspektiven sorgt für ein unterhaltsames Leseerlebnis. Faszinierend ist außerdem der Gebrauch von Originalquellen, die der Autor in seinem Nachwort erwähnt.

Für (Kunst-)Historiker und Nostalgiker ist Hillenbrands Roman in jedem Fall ein Genuss. Wer jedoch die ganz große Spannung sucht, sollte vielleicht lieber zu einem anderen Buch greifen. Der häufige Gebrauch von Bildungssprache hat mich mitunter herausgefordert. Zudem hat die Geschichte ihre Längen. Was auf gut 500 Seiten erzählt wird, hätte sich meiner Meinung nach auch kürzer gestalten können. Die Handlung geht teilweise etwas langsam voran. Zu manchen Charakteren wird eine gewisse Distanz gewahrt und sie wirken dadurch etwas oberflächlich, was möglicherweise aber dem Ziel der historischen Authentizität geschuldet ist.

Alles in allem ein schön geschriebener, anspruchsvoller Roman, der einen Einblick in die politische und künstlerische Landschaft des Paris der Belle Époque bietet.