Blick ins "Wunderland"

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solveig Avatar

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“Ein ganzes Buch sollte … um einiges mehr bedeuten, als der Autor im Sinn hatte“. So hat sich Lewis Carroll (mit bürgerlichem Namen Charles Dodgson) einmal über eines seiner Bücher geäußert. Und tatsächlich befassen sich namhafte Literaturgelehrte wie Peter Hunt intensiv mit Dodgsons wohl berühmtesten Roman, „Alice im Wunderland", und sind bemüht, "zwischen den Zeilen" zu lesen.
Wohlvertraut mit der englischen Geschichte des 19. Jahrhunderts, die Sozialwesen, Kultur und Politik umfasst, führt Hunt seine Leser in den berühmten Kinderroman ein. Warum ist gerade "Alice im Wunderland" so beliebt und erfolgreich - bis heute? Er streift dabei Dodgsons Biografie; seine Situation als Mathematiker am Christ Church in Oxford, seine Bekannten und natürlich Alice Liddell, das Vorbild zu seinem Roman, sind wesentlicher Teil von Hunts Arbeit. An zahlreichen Passagen aus "Alice" erklärt Hunt gesellschaftliche Zusammenhänge, karikierte Zeitgenossen, Dodgsons nur leicht verschleierte Kritik und dessen Faible für Logik. Besonders hebt der Autor Dodgsons fruchtbare Zusammenarbeit mit dem genialen (satirischen) Illustrator John Tenniel hervor, der außerordentlich zum Erfolg des Roman beitrug. Hunt ermöglicht dem Leser einen Überblick, den er anhand der angefügten ausführlichen Literaturliste bei Bedarf ausweiten kann. Gut und verständlich geschrieben und mit einer Prise britischen Humors gewürzt, ist es ein Vergnügen, sich in Alices Welt und Dodgsons Realität zu vertiefen.
Und ich bin mir sicher: Dodgson hätte ganz bestimmt seinen Spaß daran mitzuverfolgen, wie moderne Literaturkritiker versuchen, seine Werke zu enträtseln.