Ruhiges Plätschern

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ninoreads Avatar

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"Die Erinnerungsfotografen" ist ein schon eher typisch japanischer Roman, der sehr nachdenklich verfasst ist und auch die Lesenden in ein Nachdenken/Grübeln und auch Träumen bringt. Wer das sucht, wird glücklich. Wer dreidimensionale Charaktere und eine spannende Erzählung sucht, nicht.

Aber darum geht es der Autorin Sanaka Hiiragi auch nicht. Der Roman ist poetisch, langsam und spielt mit den Motiven "Gedanken" und "Erinnerungen", die eine Art Melancholie in die Geschichte mit einfließen lassen. Das Buch liest sich nicht wie ein rasender Fluss, sondern eher wie ein kleiner plätschernder Bach. So können aber die Beschreibung der Gedanken und Gefühle der Charaktere sehr gut zum Vorschein kommen und sich teilweise anfühlen, als wären es die eigenen. Diese Kombination aus Ruhe und schönen Worten hat mich letztlich gefesselt.

Das Ende hat mich jedoch ein bisschen enttäuscht und auch frustriert. Ich weiß nicht genau wieso, aber ich hätte zumindest hier ein richtiges Ende- ein aufgeklärtes, absolutes Ende- gewünscht und nicht, wie oft in dem Buch, ein offenes. Außerdem waren die Charaktere (bis auf Gedanken und Gefühle) zu flach. Es gab keine Entwicklung und fühlte sich doch eher wie ein "auf der Stelle laufen" an.

Zeitgleich ist das auch ein Charme, den ich nicht zu leugnen vermag. Immer wieder stehen offene Fragen im Raum, die einen veranlassen, sich auch nach dem Lesen des Buches mit der Thematik auseinanderzusetzen. Meiner Meinung nach ein perfekter Roman für eine Interpretation im Schulunterricht und zum Anregen der eigenen Gedanken.